06.06.2011, 12:28 Uhr

Biogas-Branche wehrt sich gegen EHEC-Vorwürfe

Münster/Freising – Die Suche nach der Ursache für die Häufung der Erkrankungen durch EHEC in Norddeutschland macht auch vor der Biogasbranche nicht halt. So stellte der Leiter der Agrar- und Veterinär-Akademie und Horstmar, Günter Hellwig in der „Welt am Sonntag“ eine Verbindung zwischen der intensiveren Biogasnutzung und dem Ausbruch der EHEC-Fälle her. Dies hatte der Fachverband Biogas bereits zurückgewiesen. „Abgesehen davon, dass Gärprodukte aus Biogasanlagen in der Regel ohnehin nicht im Gemüseanbau verwendet werden ist eine Anwendung kurz vor der Ernte widersinnig, da die Pflanze zu diesem Zeitpunkt keine Nährstoffe mehr benötigt“, erklärt der Geschäftsführer der Fachverbandes Biogas, Dr. Claudius da Costa Gomez. Der Fachverband Biogas geht davon aus, dass Hellwig die Biogasnutzung als Konkurrenz zur Milchviehhaltung betrachtet und daher um seine Geschäftsfelder fürchtet. Dies sei vermutlich die Ursache für seine Attacken auf die Biogasbranche. Ein ähnliches Schema sieht der Verband auch bei anderen Kritikern gegeben.

Biogas als EHEC-Ursache wissenschaftlich nicht belegbar

Dr. Werner Philipp von der Universität Hohenheim hält die Möglichkeit, dass die derzeit in Deutschland auftretenden EHEC-Erkrankungen durch Biogasanlagen ausgelöst wurden, für ausgeschlossen. Nach den bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen kann nach Angaben des Fachverbands Biogas davon ausgegangen werden, dass bereits durch eine Vergärung bei mesophilen Prozesstemperaturen (37 – 42 °C) eine deutliche Verbesserung des seuchenhygienischen Status der Gärsubstrate festzustellen ist. Dies würden umfangreiche Untersuchungen der Universität Hohenheim, der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL) zeigen, bei denen Kolibakterien zu 99,9 Prozent abgetötet wurden.

Verband: Betreiber sollten Kontrollen zulassen

„Obwohl es keine begründeten Hinweise auf die Verbreitung des pathogenen Kolibakteriums durch Gärprodukte aus der Biogaserzeugung gibt, sollten sich Betreiber von Biogasanlagen dem vorgeschlagenen Untersuchungsprogram gegenüber kooperativ zeigen“, erklärt der Präsident des Fachverband Biogas e.V., Josef Pellmeyer. „Die Branche kann so ihren Beitrag zur Eingrenzung der Ursachen für die EHEC-Verbreitung leisten“, so Pellmeyer weiter. So geht der Fachverband Biogas e.V. davon aus, dass die seuchenhygienische Unbedenklichkeit von Gärprodukten aus ordnungsgemäß betriebenen Biogasanlagen gewährleistet ist. „Die Biogaserzeugung kann ohne konkreten Verdacht nicht für den Ausbruch der EHEC-Epidemie verantwortlich gemacht werden“, stellte da Costa Gomez fest.

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