19.07.2011, 15:01 Uhr

Greenpeace: Europas Biodiesel enthält zu viele Pflanzenöle

Hamburg/Berlin – Die Umweltorganisation Greenpeace hat eine Untersuchung zur Zusammensetzung des getankten Dieselkraftstoffs in Europa durchgeführt. Demnach enthalten die Dieselkraftstoffe mit Biodieselbeimischung bis zu einem Drittel Palmöl. Bei dem Test wurde nach Greenpeace-Angaben der Biodieselanteil im Diesel auf seine Rohstoffe untersucht. Insgesamt seien Dieselproben von 92 europäischen Tankstellen, darunter Shell, Aral und Esso, analysiert worden. Getestet wurde in Deutschland, Frankreich, Italien, Belgien, Dänemark, Luxemburg, den Niederlanden, Schweden und Österreich. Deutschland liege mit je acht Prozent Palm- und Sojaöl in der Beimischung im Mittelfeld. In Italien werde der Agrodieselanteil aus durchschnittlich 37 Prozent Palmöl hergestellt, in Frankreich aus 28 Prozent Sojaöl.

„Die landwirtschaftlichen Nutzflächen sind weltweit begrenzt, die europäische Gesetzgebung geht an der Realität vorbei", sagt Gesche Jürgens, Waldexpertin bei Greenpeace. Die sogenannten indirekten Landnutzungsänderungen würden die Urwaldzerstörung für die Gewinnung von Palm- und Sojaöl in Übersee vorantreiben. In der EU-Nachhaltigkeitsverordnung sei dies jedoch nicht berücksichtigt worden. Greenpeace fordert die Kommission auf, die indirekten Landnutzungsänderungen in die Nachhaltigkeitsverordnung aufzunehmen. Darüber hinaus fordern die Biokraftstoffproduzenten einen Nachweis der Nachhaltigkeit für jegliche Art der Biomassenutzung, also auch für die Nahrungs-, Futtermittel- und Chemieindustrie. Nur so könnten Fehlentwicklungen in der Biomasseproduktion und indirekte Landnutzungsänderungen sicher ausgeschlossen werden. „Die von Greenpeace an deutschen Tankstellen gefundenen Biodieselmengen aus Palmöl sind überwiegend aus dem Ausland importiert, nur ein minimaler Prozentsatz der deutschen Produktion besteht aus diesem Rohstoff“, sagte Elmar Baumann, Geschäftsführer des VDB.

Im Jahresmittel sei der Palmölanteil im verwendeten Biodiesel noch geringer, da aufgrund technischer Vorgaben der Rohstoff im Winterhalbjahr nicht verwendet werden könne. „Den Mineralölunternehmen steht es natürlich frei, wo sie Biodiesel für die Beimischung einkaufen, solange die deutsche Nachhaltigkeitsverordnung erfüllt wird“, so Baumann weiter. „Bei der Umsetzung der europäischen Nachhaltigkeitsanforderungen sind die deutschen Produzenten von Biodiesel und Bioethanol Vorreiter. Kein anderes Produkt unterliegt so strengen gesetzlichen Anforderungen an seine nachhaltige Produktionsweise.“, sagte Baumann. „Die deutschen Biokraftstoffhersteller haben mit erheblichem Aufwand die Anforderungen umgesetzt. Jetzt müssen die anderen EU-Mitgliedsstaaten dringend nachziehen, um flächendeckend die Nachhaltigkeit von Biokraftstoffen nachzuweisen“.


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