27.12.2012, 09:09 Uhr

Kohlekraftwerk Lünen liefert ersten Strom

Lünen – Pünktlich zu Weihnachten hat das Trianel Kohlekraftwerk Lünen nach rund vierjähriger Bauzeit den ersten Strom ins Netz eingespeist. Dazu wurde erstmals der Kessel des Kraftwerks mit Kohle befeuert und der Generator mit dem Stromnetz synchronisiert. Die Inbetriebsetzungsphase des Kraftwerks mit einer elektrischen Leistung von 750 Megawatt (MW) wird nach Angaben von Trianel bis zum kommerziellen Dauerbetrieb im Sommer 2013 andauern. Dabei sollen täglich bis zu 18.000 Megawattstunden (MWh) Strom produziert und vermarktet werden. Das entspricht dem Stromverbrauch von ca. 1,6 Mio. Haushalten. Der erzeugte Strom wird über eine 380-kV-Anschlussleitung zur Schaltanlage Lippe der Amprion GmbH in den Waltroper Rieselfeldern ins Netz gespeist.

Generalprobe bestanden

"Das erste Kohlefeuer und die Stromeinspeisung sind die Generalprobe des Kraftwerks. Bis zur Inbetriebnahme werden wir das Kraftwerk ausgiebig testen und die letzten Arbeiten abschließen", beschreibt Mike Jakob, technischer Kraftwerksleiter bei der Trianel Kohlekraftwerk Lünen GmbH & Co. KG den Vorgang. Die Vorarbeiten für die Inbetriebnahme des 750-MW-Steinkohlekraftwerks starteten bereits Anfang Dezember mit dem Vorheizen des Kessels. Dazu wurden die insgesamt 32 Brenner des Kraftwerks mehrere Tage mit Heizöl befeuert. Nachdem eine Brennerleistung von etwa 20 Prozent erreicht wurde, konnte am Weihnachtsfeiertag erstmals die zu Staub gemahlene Kohle eingeblasen und verbrannt werden.

Neue Kohlekraftwerke gefährden Klimaschutzziele

Im Vorfeld hatte es starke Proteste verschiedener Bürgerinitiativen gegen das 1,4 Mrd. schwere Bauprojekt gegeben. Der NRW-Landesverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hatte gegen die Genehmigung des Kraftwerks geklagt und vom Oberverwaltungsgericht Münster Recht bekommen. Insbesondere sei die Verträglichkeit mit den Schutzzielen der europarechtlich geschützten Gebiete "Cappenberger Wälder" und Lippeaue im Einflussbereich des Kraftwerks nicht nachgewiesen. Was diese Beurteilung für das Kraftwerk und den Betreiber bedeutet, ist noch nicht endgültig entschieden. Problematisch sind laut BUND auch die hohen CO2-Emissionen, die das Kraftwerk verursachen würde: rund 5,7 Mio. Tonnen pro Jahr. Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin ist der Bau neuer Braunkohlekraftwerke aus betriebswirtschaftlicher Sicht in Deutschland nicht mehr sinnvoll. Auch würde durch den Neubau die Erreichung der CO2-Reduktionsziele der Bundesregierung erschwert. Weltweit befinden sich laut einer Studie des World Resources Institute (WIR) in Washington noch rund 1.200 neue Kohlekraftwerke in Planung.


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