14.04.2014, 12:23 Uhr

Desertec: Nach E.ON und HSH Nordbank verlässt auch Bilfinger das Wüstenstrom-Projekt

Münster / Mannheim – Das Mannheimer Unternehmen Bilfinger SE steigt aus dem Wüstenstrom-Projekt Desertec aus. Das haben diverse Medien am Sonntag übereinstimmend berichtet. Damit steigt bereits das dritte deutsche Unternehmen zum Jahresende aus dem Projekt aus.

Die Wüstenstrom-Initiative Desertec Industrial Initiative (Dii) wurde von zahlreichen Unternehmen ins Leben gerufen, um die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien im Nahen Osten und Nordafrika zu fördern. Der so erzeugte Strom soll den Strombedarf in den jeweiligen Ländern, über neue Leitungen aber auch den europäischen Strombedarf decken.

Bilfinger SE ist ab 2015 raus aus Wüstenstromprojekt

Mit dem Bau- und Dienstleistungsunternehmen Bilfinger SE steigt nun ein weiterer assoziierter Partner aus dem Dii-Projekt aus. Gegenüber dem Handelsblatt begründete das Unternehmen die Entscheidung damit, dass „sich die Dii von einer Industrie-Initiative, die konkrete Projekte umsetzen will, zu einer verbandsähnlichen Interessenvertretung entwickelt hat“. Bilfinger war im Jahr 2010 der Wüstenstrom-Initiative beigetreten, da das Unternehmen das Desertec-Projekt als wichtigen Beitrag zur Sicherstellung einer nachhaltigen Energieversorgung betrachtete und darin zudem große Chancen für sich sah. Bereits zum Jahreswechsel hatte die HSH Nordbank angekündigt, sich aus dem Desertec-Projekt zurückziehen zu wollen. Vergangene Woche hatte auch der Düsseldorfer Energiekonzern E.ON, ein weiterer Gesellschafter der Dii, mitgeteilt, den Ende Dezember auslaufenden Kooperationsvertrag nicht verlängern zu wollen. Während sich deutsche Unternehmen nach und nach von der Dii abkehren, ist im Jahr 2013 mit dem China Electric Power Research Institute des chinesischen Energieunternehmens State Grid Corporation of China (SGCC) der erste chinesische Gesellschafter aufgenommen worden.

Rückschläge treffen Wüstenstrom-Projekt

Die Desertec Industrial Initiative wurde im Jahr 2009 als GmbH in München mit 13 Unterzeichnern aus Europa und Nordafrika gegründet. Das Großprojekt Desertec hat zum Ziel, bis zum Jahr 2050 rund 15 Prozent des europäischen Strombedarfs mit Sonnen- und Windenergie zu decken. Dafür soll mittels ausgedehnter Solar- und Windkraftanlagen in den Staaten Nordafrikas und des Nahen Ostens Strom produziert und in Fernleitungen eingespeist werden. Auch ein erheblicher Anteil des Strombedarfs der Erzeugerstaaten soll so gedeckt werden. Die Dii ist dafür bereits zahlreiche Partnerschaften mit den Erzeugerstaaten eingegangen. Allerdings wird das Projekt immer wieder von Rückschlägen getroffen: offiziell darf die Dii den Namen „Desertec“ für das Projekt gar nicht mehr führen, da ein Streit mit den Initiatoren und Namensgebern der Desertec Stiftung im Sommer 2013 zu einem Bruch geführt hatte.

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