24.04.2014, 12:11 Uhr

Blitz schlägt bei stillgelegtem Atomkraftwerk ein und löst Notstrom-Versorgung aus

Geesthacht – Am Dienstagabend (22. April) ist ein Blitz ins Stromnetz im Umfeld des stillgelegten Atomkraftwerks (AKW) Krümmel in Schleswig-Holstein eingeschlagen. Die Stromversorgung des norddeutschen Kernkraftwerks wurde unterbrochen und musste durch Notstromaggregate ersetzt werden, um die erforderliche Kühlung der Brennstäbe zu gewährleisten.

Nur 30 Kilometer südöstlich von Hamburg steht das AKW Krümmel. Trotz der Stilllegung vor drei Jahren steht es noch regelmäßig mit meldepflichtigen Ereignissen in den Schlagzeilen. Der aktuelle Blitzeinschlag verdeutlicht, wie vielfältig und umfassend die Gefahren auch bei stillgelegten AKWs sein können.

Blitzeinschlag in Stromversorgung des Kernkraftwerks Krümmel

Die Vattenfall-Betreibergesellschaft musste in diesen Tagen erneut die Atomaufsichtsbehörde über ein meldepflichtiges Ereignis der Kategorie „N“ (Normalmeldung) informieren. Grund dafür war ein Blitzeinschlag in das 110 Kilovolt-Stromnetz im Umfeld des Kraftwerks Krümmel. Um die Stromspannung aufrecht zu erhalten, waren fünf dieselbetriebene Notstromaggregate gestartet, sodass die Energieversorgung der Anlage anforderungsgemäß sichergestellt werden konnte. Dies ist wichtig, weil sich im AKW noch bestrahlte Brennelemente aus dem früheren Reaktorbetrieb befinden, die ständig gekühlt werden müssen. In der technischen Nachbewertung des Anlagenverhaltens während des etwa dreieinhalbstündigen Notstrombetriebs konnten keine weiteren Störungen in der Anlage festgestellt werden. Als eine weitere Alternativlösung für die Spannungsrückkehr des AKW hätte zudem das Pumpspeicherwerk Geesthach Strom einspeisen können.

Trotz Stilllegung kommt Krümmel nicht zur Ruhe

Der Blitzeinschlag war nicht das erste meldepflichtige Ereignis seit der endgültigen Stilllegung des Kraftwerks Krümmel im Jahr 2011. Probleme waren bei den automatsch schließenden Brandschutztüren, bei einer Elektronikbaugruppe in einem der Notstromaggregate sowie bei einem Widerstandsthermometer (Platin-Messwiderstände) an einem Aggregat aufgetreten. Das Kernkraftwerk Kümmel, mit dessen Bau im Jahr 1974 begonnen wurde, war 1984 mit einer durchschnittlichen Jahresstromerzeugung von 10 Mrd. Kilowattstunden (kWh) ans Netz gegangen. Das Kraftwerk gehört Vattenfall und E.ON je zur Hälfte, wobei Vattenfall für den Kraftwerksbetrieb verantwortlich ist. Nach dem Atomunglück in Fukushima und dem Atomausstiegs-Beschluss der Bundesregierung wurden acht der 17 deutschen AKW (inklusive Krümmel) endgültig vom Netz genommen bzw. gelassen. Die verbliebenen neun AKWs werden schrittweise bis Ende 2022 stillgelegt.

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