27.08.2015, 11:34 Uhr

Wie können Windkraftanlagen länger betrieben werden?

Bremen - Die Amtliche Materialprüfungsanstalt Bremen (MPA) arbeitet derzeit gemeinsam mit Wissenschaftler und Experten an Methoden zur Untersuchung von älteren Windenergieanlagen. Ziel ist es, den Weiterbetrieb von älteren aber noch rentablen und sicheren Windkraftanlagen zu ermöglichen.

Windkraftanlagen haben eigentlich eine festgelegte Betriebsdauer von 20 Jahren. Doch was passiert danach? Müssen wirklich alle Anlagen aus Sicherheitsgründen abgebaut werden? Das MPA Bremen widmet sich zusammen mit Wissenschaftlern der Stiftung Institut für Werkstofftechnik (IWT) Bremen und der Universität Bremen sowie mit der Firma HD-Technic in einem Pilot-Projekt diesen Fragen. Im Fokus steht die Standsicherheit von über 20-jährigen Windkraftanlagen.

Prüfung der Windkraftanlage nach 20 Jahren notwendig

Windkraftanlagen verfügen nach der geltenden Richtlinie des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt) über eine begrenzte Betriebsdauer von lediglich 20 Jahren. Im Anschluss daran ist ein Nachweis zur Standsicherheit zu führen, um einen Weiterbetrieb zu ermöglichen. In den nächsten Jahren erreichen auch zunehmend größere Windenergieanlagen diese entscheidende Marke. Bisher kommt es aus Kostengründen häufig zu einem sogenannten Repowering, bei dem alte Anlagen durch neue, größere Anlagen ersetzt werden. Inzwischen hat sich sogar ein internationaler Markt für gebrauchte Windkraftanlagen entwickelt. Die Materialprüfer aus Bremen arbeiten nun an Wegen, um diejenigen Anlagen, die noch rentabel und sicher werden können, eine einfachere Prüfung zu ermöglichen. „Denn viele Windkraftanlagen sind auch nach 20 Jahren noch in einem sehr guten Zustand“, stellt Axel Meyer, Leiter der Abteilung Bauwesen der MPA fest. Im Rahmen des Projektes wird nun ein neues Konzept für eine schnelle und kostengünstige Untersuchung entwickelt.

Neuer Prüfungs-Fahrplan kann sich für private Betreiber "richtig lohnen"

Um Ressourcen zu schonen, arbeiten die Bremer Materialwissenschaftler nun der Firma HD-Technic aus Ibbenbüren an einem detaillierten Prüfungs-Fahrplan. Dies soll Zeit und Geld sparen. Dr. Andree Irretier ist Leiter der Abteilung Metallische Werkstoffe und Bauteile der MPA. Er erklärt: „Wir versuchen unser Tätigkeitsfeld ständig dem aktuellen Bedarf anzupassen. Die effiziente Untersuchung von Windkraftanlagen für den Weiterbetrieb wird ein zentrales Thema werden – vor allem auch für private Betreiber, wie z. B. Landwirte, für die sich das richtig lohnen kann.“ Die aktuelle Richtlinie des DIBt verweist noch auf eine Inspektionsliste des Germanischen Lloyd, die Vorgaben für eine rein oberflächliche Untersuchung beinhaltet. Hugo Dierkes, Inhaber des Ingenieur- und Sachverständigenbüros HD-Technic, erklärt, warum das nicht ausreicht: „Da mit den lediglich visuellen Untersuchungen nicht genügend Informationen über den tatsächlichen Zustand der Windkraftanlage gewonnen werden können, wird die Möglichkeit des Weiterbetriebs bisher nur eingeschränkt genutzt. Zumal die Untersuchungen trotzdem sehr teuer sind.“

Quelle: IWR Online

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