14.09.2016, 12:21 Uhr

Deutsche Biogas-Technik überzeugt in Indien

Hessisch Oldendorf – Ein deutscher Biogas-Spezialist aus Niedersachsen hat in der indischen Ferienregion Goa eine Anlage errichtet, die Hausmüll vergärt und das Biogas energetisch nutzt. Es ist die weltweit erste Anlage ihrer Art.

Wie der Biogasanlagen-Komplettanbieter Archea Anlagenbau GmbH aus Hessisch Oldendorf in Niedersachen mitteilt, handelt es sich um die weltweit erste Biogasanlage für 40.000 Tonnen unsortierten Hausmüll.

Indische Politiker haben Anlagen eingeweiht

Der westindische Bundesstaat Goa ist der kleinste des Landes und zugleich einer der beliebtesten Reiseziele in Indien. Doch der Hotspot der Tourismusbranche kämpft auch mit Umweltproblemen, die über die Jahrzehnte mit der wachsenden Zahl von Urlaubern zugenommen haben. Insbesondere Mängel in der Müllentsorgung hatten laut Archea dramatische Dimensionen erreicht, was letztendlich Politik und Behörden vor Ort veranlasste, entsprechende Maßnahmen einzuleiten.

Unter dem "Make in India" Programm der Regierung wurde am 21. November 2014 der Grundstein für das modernste Müllentsorgungswerk Indiens gelegt. Diese ist mit deutschem und niederländischem Know-how und unter maßgeblicher Mitwirkung der Archea Anlagenbau GmbH und der dB technologie b.v. aus Oldensaal in den Niederlanden innerhalb von rund 18 Monaten Bauzeit verwirklicht worden. Vor kurzem weihten der Ministerpräsident des Bundesstaats Goa, Laxmikant Parsekar, und der indische Verteidigungsminister Manohar Parrikar die Anlage ein.

1.000 Kilowatt BHKW-Leistung

Die Anlage basiert auf dem Prinzip einer Kombination von mechanischen und biologischen Verfahren, um zunächst organischen von anorganischem Abfall sauber zu trennen. Während der anorganische Teil einem Recycling-Prozess zugeführt wird, ermöglicht die Biogasanlage die Umwandlung der biologischen Reststoffe in Biomethan. Mit 1.000 Kilowatt Blockheizkraftwerks(BHKW)-Leistung wird das Biogas wiederum genutzt, um den Elektrizitätsbedarf der Gesamtanlage zu decken. Durch Kompostierung und Reifung der entwässerten Gärreste soll zudem Bio-Dünger gewonnen werden. Ca. 40.000 Tonnen Hausmüll können so jährlich verarbeitet werden.

Der Einsatz computer-gesteuerter Gerätschaften erlaubt eine Verarbeitung der unterschiedlichsten Inputmaterialen bei gleichzeitig hohen Sicherheitsstandards für die Mitarbeiter. Auch die Technik zur Steuerung der Biogasanlage kommt aus Deutschland. Sie wurde vom Partnerunternehmer Eckel Steuerungstechnik aus Rinteln, ebenfalls Niedersachsen, geliefert.

Lernzentrum am Anlagen-Standort in Indien geplant

Die Anlage soll auch als Lernzentrum dienen, um das Bewusstsein in der Bevölkerung für die positiven Auswirkungen von modernen Müllentsorgungssystemen zu stärken. Oliver Nacke, Gründer und Geschäftsführer von Archea, sieht mit diesem Leuchtturmprojekt den Denkansatz seines Unternehmens bestätigt, in Schwellenländern dezentrale Lösungen für die konkreten Probleme von Kommunen unter Einbindung der örtlichen Menschen, Politik und Wirtschaft zu entwickeln. Unter anderem hat Archea außerhalb von Europa bereits erfolgreich in Brasilien ähnliche Projekte realisiert. Folgeprojekte sind nach Angaben des Unternehmens auch in Indien derzeit in Vorbereitung. In Deutschland arbeitet Archea derzeit unter anderem an virtuellen Kraftwerkskonzepten auf Basis von Solar, Wind, Biogas und Batteriespeichern.

Quelle: IWR Online

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