29.09.2016, 08:07 Uhr

Vor innogy-Börsengang – Warum Kommunen ihre RWE-Anteile jetzt verkaufen

Münster – Der RWE-Konzern will im Rahmen einer Kapitalerhöhung die Tochter innogy Anfang Oktober an die Börse bringen. Nun stoßen immer mehr Kommunen die RWE-Anteile ab.

RWE bündelt in der Tochter innogy die Bereiche Netze, Kunden und erneuerbare Energien. Aktien dieser „neuen RWE“ können seit dem 26. September bis voraussichtlich noch zum 6. Oktober 2016 gezeichnet werden.

Städte und Kommunen werfen RWE-Aktien aus dem Depot

Mit der Aufspaltung von RWE in einen neuen und einen alten Teil, verkaufen mehrere Kommunen ihre bisher gehaltenen Anteile an RWE. Bereits Mitte September 2016 hat der Rat der Stadt Bochum den Beschluss gefasst, die 6,6 Mio. RWE-Aktien in Abhängigkeit von der Kursentwicklung in Tranchen zu verkaufen. Auch der Landkreis Osnabrück hat am Montag (26. September) beschlossen, sich in drei Tranchen von seinen 2,1 Millionen RWE-Aktien zu trennen. In Witten stehen über 30 Mio. RWE-Aktien zur Disposition, der Landkreis Wesel denkt nach Informationen von IWR Online ebenfalls über einen Verkauf nach.

Bereits in den letzten Jahren hatten u.a. der Kreis Steinfurt und die Stadt Düsseldorf ihre RWE-Aktien verkauft. Ein cleverer Schachzug, denn die Stadt Düsseldorf hat beispielsweise die RWE-Aktien 2007 zu Kursen von über 60 Euro verkaufen können. Aktuell notiert die RWE-Aktie nur noch um die 15 Euro.

Kommunen ohne Interesse am verbleibenden RWE-Geschäft

Stein des Anstoßes ist für die Kommunen der geplante Börsengang der RWE-Tochter innogy. Zu dem verbleibenden Kraftwerk-Geschäft der „Rest-RWE“ haben die Kommunen keinen Bezug. Aus historischer Perspektive haben sich viele Kommunen an dem Energiekonzern beteiligt, um Einfluss auf den Netzausbau in ihrer Region zu haben, wie der Landkreis Osnabrück auf Anfrage von IWR Online mitteilt. Diese Motivation ist mit der Ausgliederung des Netzgeschäfts in innogy endgültig entfallen. „Die Politik ist der Meinung, dass der Landkreis Osnabrück nun kein originäres Interesse mehr an RWE hat“, so ein Sprecher des Kreises gegenüber IWR Online. Eine alternative Beteiligung an innogy ist zumindest für Osnabrück keine Option, da das Geschäft zu weit weg und zu spekulativ sei. Die Verkaufserlöse sollen lokal investiert werden, beispielsweise in einen „Zukunftsfonds“ oder in ein neues Landkreiswerk, in Analogie zu den bestehenden Stadtwerken.

RWE zahlt derzeit keine Dividende

Mit ein Grund für den Verkauf auf diesem Kursniveau könnte auch die sinkende Dividende auf RWE-Aktien sein. Nachdem die RWE-Dividende über Jahre eine sichere Bank für die Stadt-Kämmerer war, hat der angeschlagene Konzern sie in den letzten Jahren zunächst gesenkt und für 2015 ganz gestrichen.

Quelle: IWR Online

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