15.02.2017, 08:03 Uhr

Prognose: Frankreich verdreifacht Energiespeicher-Kapazitäten bis 2020

Paris – Frankreich will bis 2030 immerhin 40 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien erzeugen und setzt zur Verbesserung der Flexibilität auch auf den Einsatz von Energiespeichern. Experten rechnen mit einer Verdreifachung der installierten Kapazitäten bis 2020. In Deutschland ist man schon einen Schritt weiter.

Zu dieser Prognose gelangt die französische Unternehmensberatung Clean Horizon Consulting. Nach Einschätzung der Marktexperten will Frankreich bei der Stromspeicherung auf Erfahrungen auf den französischen Inseln bauen. Bei einer neuen Ausschreibung für diese Inseln geht beispielsweise um 50 Megawatt (MW) Photovoltaik-Leistung plus dem Einsatz von Energiespeichern.

Frankreich positioniert sich im Speichermarkt hinter Deutschland und UK

Auf dem Festland zeichnen sich laut Clean Horizon zudem günstige Rahmenbedingungen auf verschiedenen Ebenen ab: Während die Photovoltaik(PV)-Einspeisetarife sinken, könne Eigenverbrauch eine interessante Option für Privatkunden werden. In der aktuellen Frühphase wachse der Markt rapide. Im kommerziellen und industriellen Bereich ermöglichen neue Eigenverbrauchsregelungen zum ersten Mal profitable Investitionen in Speicherlösungen, so die Unternehmensberatung aus Paris. Frankreich baue auf die Erfahrung der französischen Inseln. Der neue Gesetzesrahmen ebnet aus Sicht der Berater in Verbindung mit einer starken Energiepolitik den Weg für Stromspeicher und positioniere den französischen Speicher-Markt damit direkt hinter dem deutschen und dem britischen.

Clean Horizon: Kapazitätsmarkt als positives Signal für Energiespeicher

Auch im Bereich der Großanwendungen eröffnen sich nach Auffassung von Clean Horizon neue Einnahmeströme für Stromspeicher. Denn Frankreich habe wie zuvor bereits Deutschland den Markt für Systemdienstleistungen in der Stromwirtschaft geöffnet und sich der gemeinsamen europäischen Auktion für Primärregeleistung angeschlossen. Darüber hinaus legt die französische Gesetzgebung die Grundsteine für den Abschluss und die Bezahlung von Flexibilitäts-Dienstleistungen. Die jüngsten Gesetze gehen so weit, dass sie die administrativen Abläufe für ein Projekt zur Integration durch den Übertragungsnetzbetreiber definieren. Außerdem führte Frankreich im Dezember 2016 seine erste Auktion für den Kapazitätsmarkt durch und vergab dabei 22.600 MW an Stromerzeugungskapazität, aus Sicht von Clean Horizon ein „positives Signal für Energiespeicher“. Insgesamt erwartet Clean Horizon, dass sich die installierte Kapazität bis 2020 verdreifacht und damit die Schwelle von 100 MW überschreitet, ohne dass die Pumpspeicherkraftwerke mitgezählt werden.

Deutscher Speichermarkt schon weiter

In Deutschland sind Marktzahlen zu Batteriespeichern noch rar. Die Speicherprojekte, bei denen Großbatterien zur Netzstabilität auf den höheren Spannungsebenen eingesetzt werden, kommen nach Einschätzung des Bundesverbands Energiespeicher (BVES) derzeit auf etwa 120 MW. Bis zum Jahresende könnten es etwa 200 MW werden. Hinzu kommen etwa 60.000 Hausspeicher in Eigenheimen und rund 600 Batteriespeicher im Industriesegment, so der BVES auf Anfrage von IWR Online. Der Verband verweist auf das Kostensenkungspotenzial bei Massenfertigung, die in Verbindung mit anlaufenden Förderprogrammen in einzelnen Bundesländern das Marktwachstum beschleunigen könnten.

Quelle: IWR Online

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