18.09.2008, 08:39 Uhr

Greenpeace: Stromlücke ist Wahlkampfpropaganda - Studie zur Stromversorgung in Deutschland vorgelegt

Hamburg/Berlin - Die von Politik und Industrie oft vorausgesagte Stromlücke wird es nicht geben. Dies ist das Ergebnis einer Studie des Ingenieurbüros EU-Tech, die Greenpeace in Auftrag gegeben hat. Die Deutsche Energieagentur (Dena) hatte im März behauptet, Deutschland drohe im Jahr 2020 eine Stromlücke von 12.000 Megawatt. Das entspräche der Leistung von 15 Großkraftwerken. Nach der neuen Greenpeace-Studie ist dagegen mit einer Überkapazität von etwa 12 Großkraftwerken zu rechnen.

Vor diesem Hintergrund warnt Greenpeace vor weiteren falschen Behauptungen von Wahlkämpfern und der Energiewirtschaft. Diese würden mit Hinweis auf die angebliche Stromlücke vor allem verlängerte Laufzeiten für Atomkraftwerke und eine viel zu hohe Zahl klimaschädlicher Kohlekraftwerke durchsetzen wollen, teilte Greenpeace mit.

"Über die Öffentlichkeit schwappt derzeit eine Welle aus Wahlkampfpropaganda und Halbwahrheiten zur Energiepolitik", erklärt Roland Hipp, Kampagnengeschäftsführer von Greenpeace. "Atomkraft muss keine Lücke füllen, sie hilft weder gegen den Klimawandel noch sorgt sie für sinkende Strompreise. Der Skandal um den maroden Salzstock Asse zeigt, dass die Probleme der Atomkraft nicht in den Griff zu bekommen sind."

"In der Branche der Erneuerbaren Energien seien mittlerweile über 250.000 Menschen beschäftigt, mehr als in der Atom- und Kohle-Industrie zusammen", so Hipp. "Wer den Wirtschaftsstandort Deutschland wirklich stärken will, der muss die Energieversorgung weiter modernisieren. Wir müssen weg von klimaschädlichen Kohlekraftwerken und hochriskanten Atomkraftwerken. Es droht keine Stromlücke, sondern eine Investitionslücke, wenn sich die Stromkonzerne dieser Entwicklung verweigern."

Greenpeace zweifelt an Dena-Aussagen

Wesentliche Annahmen der Dena-Prognose sind aus Greenpeace-Sicht höchst fragwürdig. So geht sie von einem zu hohen Strombedarf im Jahr 2020 aus, der auch nicht den Zielen der Bundesregierung entspricht. Dagegen nehme sie eine deutlich geringere Leistung von Erneuerbaren Energien oder Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen an als andere Studien. Zudem werden kürzere Laufzeiten bestehender Großkraftwerke angesetzt als in der Praxis. Dadurch kommt die Dena für das Jahr 2020 zu einer gesicherten Kraftwerksleistung, die um 22.000 bis 27.000 Megawatt niedriger liegt als bei vergleichbaren Berechnungen, teilte Greenpeace mit.

Weitere Infos und Meldungen zum Thema Energie



© IWR, 2008