15.12.2008, 19:02 Uhr

Windenergie - Plädoyer für zügigen Ausbau von Stromtrassen

Berlin - Auf Zustimmung stieß am Montag zum Auftakt einer Anhörung des Wirtschaftsausschusses die in einem Gesetzentwurf (16/10491) verankerte Absicht der Regierung, den Ausbau der Höchstspannungsnetze zu beschleunigen. Nur auf diese Weise lasse sich die Stromerzeugung mit Hilfe erneuerbarer Energien wie der Windkraft spürbar ausweiten, so die Ausschussvorsitzende Edelgard Bulmahn (SPD). Während die Experten an der Vereinfachung der Genehmigungsverfahren etwa durch eine Verkürzung des gerichtlichen Instanzenwegs keine Kritik übten, sorgten die Pläne zur Verlegung von Erdkabeln zum Elektrizitätstransport über weite Strecken für Kontroversen, so die Bundespressestelle. Vertreter der Wirtschaft sahen das Problem, dass besonders die von der Kabeltechnik verursachten höheren Kosten die stromintensive Industrie finanziell noch stärker belasten würden.

Matthias Kurth, Präsident der Bundesnetzagentur, betonte, dass derzeit Investitionen in Ferntrassen häufig nicht wegen Geldmangels, sondern wegen langer Genehmigungsprozeduren nicht zügig vorankämen. Bislang dauere der Instanzenweg acht bis zwölf Jahre, erläuterte Eberhard Meller vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft. Albrecht Tiedemann von der Deutschen Energie-Agentur mahnte, der ehrgeizige Ausbau regenerativer Energien könne gefährdet werden, wenn etwa die durch Bürgerproteste immer wieder verzögerte Errichtung einer Fernverbindung zwischen Halle und Schweinfurt nicht rechtzeitig fertig gestellt werde. Meller plädierte dafür, nicht nur Planfeststellungsverfahren, sondern auch das Raumordnungsrecht zu vereinfachen.

Kontrovers wurde die Diskussion um die Verlegung von Erdkabeln geführt. Mehrere Sachverständige warnten davor, die der Verlegung von Erdkabeln im Höchstspannungsbereich innewohnenden Probleme zu übersehen. Vorgesehen sind vier Pilotprojekte mit dieser bei der Bevölkerung meist auf eine größere Akzeptanz stoßenden Technik, eines etwa im Thüringer Wald. Wie Kurth warb Professor Bernd Oswald (Uni Hannover) dafür, zunächst einmal Erfahrungen bei den vier Testvorhaben zu sammeln. Kurth wies darauf hin, dass Reparaturen bei Erdkabeln aufwendiger zu bewerkstelligen seien als bei Freileitungen. Für den Konzern Vattenfall sagte Wolfgang Neldner, dass Kabel gegenüber freien Trassen eine geringere Leistungsfähigkeit hätten. Diesen Thesen widersprach Matthias Kirchner von Europacable. Der Einsatz von Kabeln könne wegen der höheren Zustimmung bei den Bürgern den Netzausbau wesentlich beschleunigen. Der Landschaftsverbrauch sei viel geringer als von Neldner behauptet, auch ließen sich nach einer Kabelverlegung die betroffenen Flächen weitgehend rekultivieren. Zudem hätten Kabel eine Lebensdauer von 40 Jahren. Kirchner räumte ein, dass die Herstellungskosten von Freileitungen geringer seien. Doch werde es "Optimierungen" geben. Mittlerweile falle der Kostenvergleich für Kabel günstiger aus.

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