20.08.2012, 12:15 Uhr

Weizenpreise: Warum die Brotpreise nicht steigen müssen

Münster – In Deutschland müssen sich die Verbraucher auf höhere Brotpreise einstellen. So haben es jedenfalls die Vertreter des Verbandes Deutscher Mühlen und des Bäckerhandwerks angekündigt. Grund sind die gestiegenen Weizenpreise. So habe sich der Weizenpreis seit Dezember von 200 Euro je Tonne um 70 Euro je Tonne auf 270 Euro je Tonne verteuert, heißt es zur Begründung. Die Belastungen müsse man weitergeben, sonst sei man pleite. Ein Blick auf den Weizenmarkt und den Anteil der Weizenpreise am Brotpreis:

Weizenpreis-Schwankungen: Ende 2007 bereits bei 290 Euro je Tonne

Der Weizenpreis unterliegt kräftigen Schwankungen. Bereits Ende 2007 stieg der Weizenpreis auf rd. 290 Euro pro Tonne, um dann in den darauf folgenden Jahren um über 50 Prozent zu fallen. Zwischen Ende 2008 und Anfang 2010 pendelte der Weizenpreis in einer Bandbreite zwischen 120 und 150 Euro je Tonne, ohne dass es in Folge des Rückgangs deshalb zu fallenden Brotpreisen gekommen ist. Ab Mai 2010 stieg der Weizenpreis wieder und überwand Anfang 2011 erneut die Marke von 250 Euro je Tonne. Zwischen Juli 2011 und Ende 2011 pendelte der Weizenpreis in einer Bandbreite zwischen 200 und 220 Euro je Tonne, um dann in der jüngsten Zeit auf 270 Euro zu steigen. Fazit: Der aktuelle Weizenpreis in Höhe von 270 Euro je Tonne ist zwar ein Anstieg, allerdings nach einem kräftigen Rückgang. Jetzt wird erst das Niveau von Anfang 2011 wieder erreicht, die zwischenzeitlichen Weizenpreis-Senkungen hat die Öffentlichkeit nicht bemerkt.

Wie hoch der Wertanteil des Weizens am Brotpreis wirklich ist

Angesichts der Diskussionen um den Weizenpreis und steigenden Brotpreisen für Verbraucher ist der Wertanteil des Rohstoffs Weizen an einem Weizenbrot von Bedeutung. Nach Angaben der Zentrale Markt- und Preisberichtstelle (ZMP), Berlin, wird für die Herstellung eines 750 g Weizenbrotes wegen der zu berücksichtigenden Vermahlungsverluste etwa 850 g Weizen benötigt. Bei einem Preis von 200 Euro je Tonne Weizen beträgt der Weizenanteil am Brot 17 ct. Steigt der Weizenpreis um 70 Euro auf 270 Euro pro Tonne, dann erhöhen sich die Weizenpreise um 6 ct auf 23 ct für ein 750 g Weizenbrot.

Weizenpreis als Alibi für kräftige Preissteigerungen?

Die höheren Weizenpreise als Grund für die jüngsten notwendigen Brotpreissteigerungen zu nennen, klingt auf den ersten Blick plausibel und logisch. Dürre in den USA bedeutet weniger Weizen, höhere Weizenpreise bedingen höhere Brotpreise, usw. Dass die Weizenpreise zwischenzeitlich um bis zu 50 Prozent gefallen sind und bereits der vorherige Weizen-Preisanstieg als Grund für Preissteigerungen herhalten musste, das haben die Verbraucher längst wieder vergessen.

Fazit: Zahlreiche Faktoren wie Rohstoffe, Personal, Mieten, Energie und Transport beeinflussen die Brotpreise. Der Anteil der Rohstoff- bzw. Getreidepreise spielt nur eine untergeordnete Rolle und liegt im niedrigen einstelligen Prozentbereich, gemessen am Brot-Verkaufspreis. Als Preistreiber und Grund für einen kräftigen Anstieg der Brotpreise taugt der bisherige Anstieg der Getreidepreise jedenfalls bei Licht betrachtet nicht.

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