Atomenergie: Philippsburg 2 bleibt länger abgeschaltet als geplant
Karlsruhe / Münster – Das Kernkraftwerk Philippsburg des Versorgers EnBW ist aufgrund einer Revision bereits fünf Wochen länger vom Netz als ursprünglich geplant. Das Atomkraftwerk wurde am 4. Mai 2013 für die jährliche Revision planmäßig vom Netz genommen und sollte zunächst Mitte Juni wieder hochgefahren werden. Aber der Austausch von sogenannten Zentrierstiften, die für eine Fixierung der Brennstäbe sorgen, hat ein planmäßiges Wiederanfahren der Anlage verhindert. Am 12. Mai 2013 wurde bei der visuellen Inspektion des unteren Kerngerüstes festgestellt, dass ein Brennelement-Zentrierstift abgebrochen war. Nach Angaben eines Konzernsprechers wurde zudem eine Ultraschalluntersuchung an weiteren Zentrierstiften vorgenommen. Das Ergebnis lautete, dass einige dieser Stifte ausgetauscht werden mussten. Da dieser Vorgang sehr aufwändig ist, so der Sprecher, verzögerte sich die Wiederaufnahme des Betriebs. Nach aktuellem Kenntnisstand soll Philippsburg 2 am 5. August wieder ans Netz gehen. Dann wäre der Druckwasserreaktor mit einer elektrischen Leistung von 1.468 Megawatt (MW) insgesamt gut 13 statt der ursprünglich anberaumten sechseinhalb Wochen außer Betrieb. Weitere unvorhergesehene Ereignisse oder Maßnahmen würden ein Wiederhochfahren weiter verzögern.
Umfangreiche Revisionen in Philippsburg
Die Stromversorgung wird, wie auch bei der aktuellen unplanmäßig länger andauernden Abschaltung von Philippsburg 2, im gesamten Zeitraum sichergestellt. In Philippsburg waren im Rahmen der Revision insgesamt rund 3.500 einzelne Tätigkeiten geplant. Dabei zählten zu den größeren Projekten u.a. die Inspektion von einer der vier Hauptkühlmittelpumpen und von zwei der vier Dampferzeuger. Außerdem wurden bei der 1984 in Betrieb genommenen Anlage Austausch- und Instandhaltungsarbeiten an den Transformatoren vorgenommen. Mit einem Alter von 29 Jahren liegt Philippsburg etwas über dem weltweiten Durchschnittsalter der KKW von etwa 27 Jahren. Spätestens im Jahr 2019 soll Philippsburg 2 endgültig abgeschaltet werden.
Viele Staaten stehen wegen des Erreichens der Altersgrenze von 40 Jahren schon bald vor großen politischen Herausforderungen. Für diese Betriebszeit sind die Atomkraftwerke ohne Sicherheitsabstriche ausgelegt. Einer IWR-Hochrechnung aus dem Jahr 2012 zufolge muss weltweit bei einem rechtzeitigen Ersatz der Altanlagen durch neue KKW mit Kosten in Höhe von rd. 1,1 Billionen Euro bis 2030 gerechnet werden.
Revision: Drei Atomkraftwerke mit 4.300 MW stehen still
Vor allem in der Sommerzeit ist für die deutschen Kernkraftwerke (KKW) Revisionszeit. Von Frühling bis Herbst werden die noch verbliebenen neun Atommeiler in Deutschland sukzessive für jeweils einige Wochen und ggf. Monate zu Revisions- und Wartungsarbeiten vom Netz genommen. Aktuell sind die Atomkraftwerke Gundremmingen C (1.344 MW), Philippsburg 2 (1.468 MW) und Isar 2 (1.485 MW) mit einer Gesamtleistung von rd. 4.300 MW abgeschaltet und produzieren keinen Strom. Von Anfang April bis Ende Oktober 2013 sind es nur wenige Wochen, in denen laut Planung alle neun Atomkraftwerke gleichzeitig am Netz sind.
© IWR, 2013