29.07.2013, 15:26 Uhr

Atomunfall: Im japanischen Fukushima ist keine Besserung in Sicht

Tokio – Immer neue Leckagen und steigende Kosten: Die Lage in dem havarierten Atomkraftwerk Fukushima ist auch zwei Jahre nach dem Reaktorunglück nicht unter Kontrolle, eine dauerhafte Besserung nicht in Sicht. Der Betreiber Tepco bleibt unterdessen seiner Strategie des Vertuschens treu.

Stromversorger Tepco bleibt sich treu - verdrängen und vertuschen

Am Samstag war da wieder einer dieser typischen Tepco-Momente: Das Unternehmen meldete, dass durch die Lecks vom Gelände des Meilers stark radioaktiv kontaminiertes Grundwasser in den Pazifik fließt – annähernd so verseucht wie das Wasser, das direkt nach der Katastrophe im April 2011 in den Ozean entwichen war. Kurz zuvor hatte das Unternehmen einen ähnlichen Vorfall eingestehen müssen, nachdem die japanische Nuklearaufsicht von einem entsprechenden Verdacht gesprochen hatte. Tepco entgegnete, von den Mitarbeitern vor Ort nicht informiert worden zu sein. Noch zuvor hatte der Versorger der ausländischen Presse versichert, man habe das Problem mit dem Wasser im Griff.

Dabei tauchten die ersten Berichte über unterirdische Leckagen schon im April auf. Sie legen nahe: Das Kanalsystem unter dem Komplex ist nur schwer zu beherrschen, das Problem mit dem Grundwasser nur schwer in den Griff zu bekommen. Auf dem Areal lagern bereits mehr als 1.000 Container, von denen jeder zwischen 100 und 1.000 Liter fasst. Dazu kommt das Wasser, das zur Kühlung der partiell geschmolzenen Reaktoren benötigt wird. Ein naher Wald wurde bereits gerodet, um mehr Lagefläche zu haben.

Kosten der Atomkatastrophe viel höher als gedacht

Die Hiobsbotschaften nehmen derweil kein Ende: Das Nationale Institut für Industrielle Wissenschaft und Technologie schätzt, dass die Kosten für Fukushima am Ende bis zu umgerechnet 44 Milliarden Euro betragen könnten – inklusive Posten wie dem Abtransport und der Lagerung verstrahlter Erde. Die Regierung lag mit ihrer Schätzung im höheren einstelligen Milliardenbereich deutlich daneben. Tepco selbst hat nur für den Rückbau des Atomkraftwerks über sieben Milliarden Euro veranschlagt – über ein Viertel davon ist bereits verbraucht.

Das Stakkato der Negativmeldungen könnte aber auch einen positiven Nebeneffekt haben: Eigentlich wollte Premierminister Shinzo Abe bald für ein Wiederanlaufen der anderen Atomkraftwerke werben. Auch Tepco plante, einige Meiler wieder ans Netz gehen zu lassen. Das jedoch ist der japanischen Öffentlichkeit derzeit wohl nicht zu vermitteln.


© IWR, 2013