30.08.2013, 14:23 Uhr

Tankstellen-App: Umstrittene Markttransparenz-Stelle startet Samstag

Münster – Am morgigen Samstag ist es soweit: Die Markttransparenzstelle für Benzinpreise startet. Tankstellenbetreiber müssen dann dem Bundeskartellamt melden, wie viel Geld sie für ihren Sprit verlangen. Schon vor dem Start hagelt es Kritik. Zudem ist fraglich, ob die Verbraucher von den besseren Vergleichsmöglichkeiten Gebrauch machen werden.

Ob steigende Ölpreise, knapper werdende Ressourcen, Ferienbeginn oder die Syrien-Krise: Benzin wird zumindest auf lange Sicht immer teurer. Und manchmal auch ganz kurzfristig, etwas vor dem Wochenende. Schon lange hegen Autofahrer und Politik den Verdacht, dass die großen Tankstellenbetreiber BP (Aral), ConocoPhillips (Jet), ExxonMobil (Esso), Shell und Total sich absprechen. Nachgewiesen werden konnte das bislang nicht – wirkliche Kungeleien sind auch gar nicht nötig, wenn man einfach den Wettbewerb beobachtet.

Das könnte künftig noch einfacher werden. Um der Preisspirale ein Ende zu setzen, hat der Bund eine Markttransparenzstelle (MTS) einrichten lassen. Die rund 14.500 Tankstellen in Deutschland müssen ab Samstag ihre Preise innerhalb von fünf Minuten melden. Diese Daten stellt das Bundeskartellamt, wo die neue Behörde angesiedelt ist, dann Dienstleistern wie Online-Vergleichsportalen (u. a. Clever-tanken.de und Mehr-tanken.de) oder Betreibern von Apps über eine Schnittstelle zur Verfügung. Bis dahin werden allerdings noch rund zwei Wochen vergehen, zuvor findet eine Art Testbetrieb statt.

Wirkung zweifelhaft

Die Autofahrer, so der hehre Gedanke hinter der MTS, können dann noch unterwegs prüfen, wo die preisgünstigste Zapfsäule zu finden ist. Die Bundesregierung erhofft sich mehr Wettbewerb unter den Tankstellen und in der Folge günstigere Preise. Das Problem: In Berlin hat man die Rechnung ohne den Autofahrer gemacht. Experten zweifeln an der Wirksamkeit der Maßnahmen: "Profitieren werden nur die rund zehn Prozent der Autofahrer, die schon bislang immer nach dem niedrigsten Preis in der Umgebung gesucht haben. Insgesamt ist es aber viel wahrscheinlicher, dass die Spritpreise steigen werden", sagte Holger Haedrich, Leiter der Studie "Benzinpreismeldestelle 2013", kürzlich der Zeitschrift „Auto Bild“. Für die restlichen 90 Prozent seien Faktoren wie die geplante Route, das Angebot im Tankstellenshop oder die Markentreue ausschlaggebend. Eine Studie des ADAC kam zu ähnlichen Ergebnissen.

Letztlich könnte die MTS am Ende sogar den großen Ölkonzernen nutzen. Die Importeure und Raffineriebetreiber machen den größten Teil der Marge und können nun wesentlich schneller auf die Schritte der Konkurrenz reagieren. Vorher war dies nur mit teils stundenlanger Verzögerung möglich.


© IWR, 2013