21.10.2013, 10:30 Uhr

Centrosolar schlüpft unter Schutzschirm – Rettung in Eigenregie angepeilt

Hamburg – Das Photovoltaik-Unternehmen Centrosolar zieht die Reißleine und hat beim zuständigen Amtsgericht in Hamburg einen Antrag auf Einleitung eines Schutzschirmverfahrens in Eigenregie gestellt. Hierdurch soll der operative Sanierungskurs der Centrosolar Gruppe beschleunigt werden, heißt es in der Mitteilung des Anbieters von PV-Systemen und –Komponenten.

"Wir haben in den letzten Monaten sehr intensiv an einer Entschuldung und einer bilanziellen Sanierung der Centrosolar im laufenden Betrieb gearbeitet. Unserer Finanzmittelgeber, Mitarbeiter und Geschäftspartner haben uns hierbei unterstützt", erklärte der Vorstandsvorsitzende der Centrosolar Group AG, Dr. Alexander Kirsch. Grundlage für die parallel angekündigte, operative Sanierung sei allerdings eine Verbesserung der für Centrosolar spezifischen Marktbedingungen nach Abbau der Überkapazitäten im Markt gewesen. Auch von der Einführung der Anti-Dumping-Regularien der EU im Laufe dieses Sommers erwartet das Unternehmen mit seinen gut 700 Mitarbeitern positive Impulse. "Aber die Erholung tritt später ein als ursprünglich erwartet. Deswegen sind wir zu dem Schluss gekommen, die Sanierung einzelner Gruppengesellschaften durch Anwendung des Schutzschirmverfahrens und dessen erweiterter Möglichkeiten zu beschleunigen und zu verstärken", so Dr. Kirsch weiter. Im Mai dieses Jahres hatte die Hauptversammlung der Centrosolar Group AG einem Kapital- und Schuldenschnitt zugestimmt, in dessen Rahmen die Anleihegläubiger der AG die Mehrheit der Centrosolar-Anteile erhalten haben.

Umsatz und Ergebnis schwächer als erwartet

Im dritten Quartal 2013 hat Centrosolar nach vorläufigen Berechnungen einen Umsatz in Höhe von 27,5 Mio. Euro erzielt. Dieser Wert lag um 40 Prozent unter dem Vergleichswert des Vorjahres in Höhe von 46,1 Mio. Euro und laut Unternehmen auch unterhalb der für den Restrukturierungsplan zugrunde gelegten Erwartung. In den ersten neun Monaten erzielte Centrosolar damit einen vorläufigen Umsatzwert von 85,0 Mio. Euro (Vorjahr 145,0 Mio. Euro). Einhergehend mit den schwächeren Umsätzen habe sich auch das Ergebnis unterhalb der Erwartungen bewegt. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) betrug nach ersten Berechnungen im dritten Quartal -4,4 Mio. Euro (Vorjahr -3,1 Mio. Euro) und in den ersten neun Monaten -18,2 Mio. Euro (Vorjahr -7,0 Mio. Euro). Insbesondere die zum Segment „Integrated Systems“ zugehörigen Einzelgesellschaften hätten ein weit unter den Erwartungen liegendes Betriebsergebnis zu verzeichnen, teilte Centrosolar mit.

Renusol, Centrosolar America und Centroplan brauchen Schutzschirm nicht

Durch das Schutzschirmverfahren, welches noch vom Gericht bestätigt werden muss, wird die Unternehmensleitung der genannten Gesellschaften auch weiterhin bei den bisher verantwortlichen Personen bleiben. Der Geschäftsbetrieb an den Standorten Hamburg, Paderborn, Kempten und München soll uneingeschränkt fortgeführt werden. Auch für die Produktion im Werk der Sonnenstromfabrik in Wismar bleibt nach den Plänen des Solarspezialisten zunächst alles beim Alten. Alle weiteren in- und ausländischen Tochtergesellschaften arbeiten ebenfalls uneingeschränkt weiter und sind dabei nicht vom Verfahren tangiert. Für die Tochterunternehmen wie die Renusol GmbH, Centrosolar America Inc. und Centroplan GmbH ergäben sich laut Unternehmen keinerlei Notwendigkeit für ein Schutzschirmverfahren, denn sie würden profitabel bzw. nahe an der Profitabilität arbeiten, seien voll finanziert und hätten keine wesentlichen Finanzschulden bei Dritten.

In drei Monaten entschulden und profitables Kerngeschäft finden

Während der auf drei Monate befristeten Phase des „Schutzschirms“ sind die im Schutzschirm befindlichen Centrosolar Firmen vor Vollstreckungen und Zwangsmaßnahmen der Gläubiger geschützt und bleiben voll handlungsfähig. In dieser Phase wird zusammen mit dem gerichtlich bestellten vorläufigen Sachwalter ein Sanierungsplan ausgearbeitet, der darauf abzielt, ein profitabel zu betreibendes Kerngeschäft zu etablieren. Im Anschluss an das Schutzschirmverfahren findet eine kurze Implementierungsphase ebenfalls unter Gläubigerschutz statt, die dann sehr schnell umgesetzt werden kann und die Unternehmen wieder aus dieser Schutzphase entlässt. Ziel von Vorstand und Geschäftsführung ist es, die Centrosolar zu entschulden und auf seine profitablen Kerngebiete zu fokussieren.

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