25.11.2013, 11:04 Uhr

Offshore-Windenergie: Große Koalition will Stauchungsmodell bis 2019

Berlin, Münster – Die große Koalition zeigt sich zwiespältig in Sachen Offshore-Windenergie. Einerseits sind die Ausbauziele bis zum Jahr 2020 bereits deutlich gestutzt worden. Andererseits haben sich Union und SPD darauf verständigt, die erhöhte Anfangsvergütung für Strom aus Offshore-Windparks zwei Jahre länger zu gewähren als ursprünglich vorgesehen. Die Reaktionen darauf fallen unterschiedlich aus.

In der vergangenen Woche haben sich Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) und der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) im Rahmen der Koalitionsverhandlungen darauf verständigt, dass das sogenannte Stauchungs-Modell nicht wie bislang vorgesehen bis Ende 2017 gilt, sondern bis Ende 2019 verlängert wird.

Wie Weil erklärt, könnte dieses Detail in der Energiepolitik eine Riesenwirkung erzielen. Die entscheidende Bremse für den Ausbau der Offshore-Windenergie sei zurzeit die Finanzierung. Windparks auf See seien Investitionen in Milliardenhöhe. Darauf ließen sich Investoren und Banken nur ein, wenn sie sicher sind, dieses Geld zurück zu bekommen. Deswegen gibt es eine Sonderregelung für Offshore gegenüber den anderen erneuerbaren Energien. Nicht in 20, sondern in acht Jahren werden die Investitionen refinanziert. Das Stauchungsmodell sieht vor, dass die Betreiber der Offshore-Windparks statt der üblichen Vergütung von 15 Cent pro Kilowattstunde über zwölf Jahre auch 19 Cent über acht Jahre bekommen können. Laut Weil werden damit Investitionen in Höhe von immerhin rund zwölf Milliarden Euro ausgelöst. Das werde sich dann gerade an der Küste bemerkbar machen.

VKU freut sich über Investitionssicherheit

Die Entscheidung hat unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Positiv bewertet der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) diese Vereinbarung. „Die Politik gibt der Branche damit ein Stück Vertrauen und Investitionssicherheit zurück, was für die anstehenden Investitionen unerlässlich ist“, so der VKU-Hauptgeschäftsführer des Hans-Joachim Reck. Angesichts der Unsicherheiten seien Offshore-Projekte, die sich noch in der Planungsphase befinden, laut VKU akut gefährdet. Die Verlängerung des Stauchungsmodells führt dazu, dass Offshore-Windkraft weiter wirtschaftlich attraktiv ist. „Das ist ein gutes Signal in diesem – auch für kommunale Investoren interessanten – Bereich der erneuerbaren Energien. Gute Rahmenbedingungen und Investitionssignale erwarten wir aber auch für die anderen Bereiche der Branche“, so Reck abschließend.

Krawinkel lehnt Offshore-Windenergie ab

Anders bewertet der Energieexperte Holger Krawinkel vom Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. (vzbv) die Entscheidung. Der erklärte Offshore-Gegner befürchtet hohe Belastungen für die Stromkunden. Zusammen mit den Stromtransportkosten drohten Haushalten jährliche Offshore-Kosten von bis zu 75 Euro, warnte Kranwinkel gegenüber dem Fachportal Bizzenergytoday.com. Die Anlagen stünden einfach zu weit draußen und zu tief im Meer. Krawinkel fürchtet, dass man bald die teuerste Form einer Seebestattung von technologischen Machbarkeitsphantasien erlebe.

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Offshore-Industrie fordert stabile politische Rahmenbedingungen für Ausbau bis 2020


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