31.07.2014, 11:44 Uhr

Russland droht mit der Energiepreis-Keule

Moskau/Münster – Die Lage im Ukraine-Konflikt spitzt sich weiter zu: Als Reaktion auf die Wirtschaftssanktionen des Westens will Russland die EU nun an einer ihrer empfindlichsten Stellen treffen: Die Energiepreise für EU-Bürger würden unweigerlich steigen, heißt es aus Moskau.

Als Konsequenz aus den neuen internationalen Sanktionen hat Moskau höhere Energiepreise für Verbraucher in Europa angedroht. Die Strafmaßnahmen gegen Russland zu verhängen, sei ein "unbedachter, unverantwortlicher Schritt", der unausweichlich zu höheren Preisen auf dem europäischen Energiemarkt führen werde, teilte das russische Außenministerium am Mittwoch (30. Juli 2014) mit.

EU-Sanktionen nach Flugzeug-Absturz

Nach dem dramatischen Absturz des Flugs MH17 vor genau zwei Wochen (17. Juli) hat sich die Lage im Ukraine-Konflikt weiter zugespitzt. Die prorussischen Separatisten behindern im Osten der Ukraine weiterhin den Zugang internationaler Beobachter zur Absturzstelle. Nach der EU und den USA haben nun auch die G7 Staaten weitere Wirtschaftssanktionen gegen das Vorgehen Russlands im Konflikt verhängt. Die EU hatte umfassende Wirtschaftssanktionen gegen Russland beschlossen. Auch ein Exportstopp für Rüstungs- und Hightech-Güter wurde verhängt. Zudem wurden drei enge Vertraute des russischen Präsidenten mit Einreiseverboten und Kontensperrungen belegt.

Russland will empfindliche Stelle der EU treffen

Anzeichen für ein Einlenken Moskaus gibt es jedoch nicht. Das Gegenteil ist sogar der Fall, denn Russland hat bereits einen Importstopp von Obst und Gemüse aus Polen verfügt, angeblich aus Hygienegründen. Den größten Trumpf gegen die EU hat Russland allerdings noch in der Hand: Als Konsequenz aus den neuen internationalen Sanktionen hat Moskau höhere Energiepreise für Verbraucher in Europa angedroht. Die Energieversorgung aus Öl- und Gasquellen bezieht die EU bis zu 25 Prozent aus einem einzigen Land: Russland. Der "verantwortungslose Schritt" Europas gegen das von Putin geführte Land werde unweigerlich einen Preisanstieg auf dem europäischen Energiemarkt zu Folge haben, warnte das Außenministerium in Moskau. Auch die in Russland tätigen europäischen Banken müssen negative Folgen fürchten. Indes gehen die Kämpfe zwischen Regierungseinheiten und Separatisten im Osten der Ukraine unvermindert weiter.

Deutschlands Abhängigkeit von russischen Energieträgern

Aus keinem anderen Land bezieht Deutschland so viel Rohöl wie aus Russland. Im Jahr 2013 waren es nach den Daten des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) rund 35 Prozent. Die Importquote Deutschlands der Gaseinfuhr aus Russland beläuft sich sogar bei knapp 37 Prozent und liegt damit weit über dem EU-Durchschnitt von insgesamt 25 Prozent. Die baltischen Staaten und Finnland sind gar zu 100 Prozent von russischen Erdgas-Importen abhängig.

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