03.06.2015, 12:31 Uhr

Kohleatlas: Deutschland ist größter Braunkohle-Förderer der Welt

Berlin – Der Abbau und die anschließende Verbrennung von Braun- und Steinkohle sorgen für Luftverschmutzung und belasten das Klima. Speziell bei der Braunkohle ist Deutschland sogar der größte Förderer weltweit, noch vor China oder Russland.

Dies teilte nun die Heinrich-Böll-Stiftung mit, die zusammen mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) erstmals den Kohleatlas herausgegeben hat. Dieser Atlas enthält zahlreiche wichtige Daten und Fakten zur Kohleförderung weltweit.

Nur noch Bruchteil der Kohle verbrennen – Deutschland ist Braunkohle-Weltmeister

Mit einem jährlichen Ausstoß von weltweit rund 15 Milliarden Tonnen CO2 trägt keine andere Energiequelle so stark zur Erderwärmung bei wie die Kohle, so die Autoren des 50 Seiten starken Kohleatlas. Die bekannten globalen Braun- und Steinkohlereserven betragen rund 1.000 Milliarden Tonnen. Soll der Klimawandel einigermaßen beherrschbar bleiben, dann dürfe davon nur noch ein Bruchteil verbrannt werden.

Bei der Förderung speziell von Braunkohle steht Deutschland auf Platz eins weltweit, und das schon seit Beginn der industriellen Produktion von Weichbraunkohle. Im Jahr 2013 wurden hierzulande 183 Mio. Tonnen gefördert, damit verweist Deutschland China (147 Mio. t), Russland (73 Mio. t) und USA (70 Mio. t) auf die Plätze. Die größten Reserven lagern aber mit 91 Mrd. t in Russland, danach folgen Australien (44. Mrd. t) und Deutschland (40 Mrd. t).

Deutschland hat seit 1950 über 350 Mrd. Euro in die Kohle gepumpt

Ralf Fücks, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, stellt fest: "Mit über 350 Milliarden Euro wurde das Geschäft mit der Kohle hierzulande seit 1950 staatlich subventioniert. Deutschland ist Weltmeister bei der Förderung von Braunkohle. Dabei wissen wir längst: Das Kohle-Zeitalter geht zu Ende, aus klimapolitischen, gesundheitlichen und auch aus wirtschaftlichen Gründen. Wir stehen an der Schwelle zu einer globalen Energiewende. Die Energie von morgen kommt aus erneuerbaren Quellen, aus emissionsfreien Kraftwerken mit Brennstoffkosten nahe Null. Der schrittweise Kohleausstieg ebnet den Weg in eine postfossile Wirtschaft. Eine Klimaschutzabgabe auf Kohlekraftwerke ist überfällig. Wir fordern die Bundesregierung auf, sie zügig umzusetzen. Die Energiewende gefährdet nicht Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit, sondern fördert sie."

35 Kohlekonzerne sorgen für ein Drittel der globalen Treibhausgas-Emissionen

Barbara Unmüßig, ebenfalls im Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, betonte, dass 43 Prozent der Emissionen aus der Verbrennung fossiler Rohstoffe auf die Kohle zurückgehen. Die 35 größten Produzenten von Kohle - dazu gehören Peabody Coal, RWE sowie staatseigene Konzerne in China, Russland und Indien – seien zudem allein für ein Drittel der globalen Treibhausgasemissionen seit 1988 verantwortlich. Unmüßig fordert: „Diese Konzerne brauchen klare Regeln für die Senkung des CO2-Ausstoßes. Stattdessen bezuschussen unsere Regierungen diese Konzerne mit milliardenschweren Subventionen. Wir fordern, dass der Lobbymacht der Kohleindustrie durch Transparenz und klare Regeln Einhalt geboten wird. Konzerne müssen für den Schaden, den ihre Produkte anrichten, zur Rechenschaft gezogen werden: sowohl rechtlich als auch finanziell."

Deutsche Abkehr von der Kohleverstromung wäre kein Sonderweg

Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger appellierte an die Bundesregierung. Beim bevorstehenden G7-Gipfel müsse Kanzlerin Merkel Flagge zeigen und endlich die Abkehr von der Kohleverstromung unterstützen. Aus Sicht von Weiger übrigens kein deutscher Sonderweg, denn: China, die USA oder Portugal sind dabei, die Kohleverstromung zu verringern. „2014 reduzierte China seine CO2-Emissionen zum ersten Mal seit über zehn Jahren. Das lässt hoffen, dass auch dort der Höhepunkt der Kohlenutzung früher kommt als erwartet“, so Weiger.

Quelle: IWR Online
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