17.07.2015, 12:02 Uhr

EEG-Novelle stoppt Boom bei Energie-Genossenschaften – Arcanum berät

Berlin – Die Idee der Bürger-Energiewende in Form von Energiegenossenschaften ist durch die Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) vermiest worden. Das ist deutlich an den Zahlen der Neugründungen von Energiegenossenschaften abzulesen.

Die Anzahl neuer Energiegenossenschaften ist in 2014 mit 54 im Vergleich zum Vorjahr um 60 Prozent eingebrochen (2013: 129 Neugründungen). Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbands (DGRV), die auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) in Berlin vorgestellt wurden. Spezielle Beratung und Hilfen bei der Gründung solcher Genossenschaften bietet nun auch Arcanum Energy, ein Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen im Bereich der erneuerbaren Energien aus Unna.

Kritik an EEG-Novelle und geplanten Ausschreibungen für kleinere Erneuerbaren-Projekte

Dr. Eckhard Ott, Vorstandsvorsitzender des DGRV, stellt fest: „Die Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes hat sich stark bremsend auf die Gründungszahlen ausgewirkt. In den vergangenen Jahren boomte noch die Idee der Bürgerenergie, nun stockt die Entwicklung.“

Die Ursachen liegen laut Ott in den verringerten Geschäftsmöglichkeiten nach der letztjährigen EEG-Reform. Zudem habe die inzwischen überwundene Verunsicherung durch drohende Regulierungskosten einer Bafin-Aufsicht (Kapitalanlagegesetzbuch, KAGB) zu einem Investitionsstau von 290 Mio. Euro geführt. Insgesamt haben Energiegenossenschaften 1,67 Mrd. Euro in erneuerbare Energien investiert und Kapazitäten mit einer Leistung von 933 Megawatt (MW) errichtet. Kritisch beurteilt der DGRV zudem die Einführung von Ausschreibungsverfahren auch für kleine Erneuerbaren-Projekte. „Das Ergebnis der ersten Ausschreibungsrunde für Photovoltaik-Freiflächenanlagen zeigt, dass eher große Unternehmen zum Zuge kommen. Akteursvielfalt sieht anders aus“, kritisiert Ott.

Verband will Windenergie-Preis vom Bieterverfahren auf KMU übertragen

Für das bevorstehende Windenergie-Ausschreibungsverfahren schlägt der DGRV eine Übertragungsregel für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) vor: Der Preis aus dem regulären Bieterverfahren soll auch für KMU gelten. Unternehmen aus diesem Segment sollen dann ohne die riskante Beteiligung am Ausschreibungsverfahren ihre Projekte umsetzen können. „Mit dieser Preisübertragung könnten wir die gleitende Umstellung auf Ausschreibungen und den Erhalt der Akteursvielfalt gleichermaßen erreichen. Für einen fairen Wettbewerb brauchen wir aber die Unterstützung der Politik“, so Ott.

Im Bereich der Windenergie sehen die Energiegenossenschaften ihre Zukunft. Vier Prozent der Genossenschaften betreiben laut Umfrage bereits eigene Windenergieanlagen. Darüber hinaus sind 15 Prozent mit durchschnittlich 544.000 Euro an Windprojekten beteiligt. In den kommenden zwölf Monaten plant gut ein Drittel der Energiegenossenschaften weitere Investitionen in diesen Bereich. Weitere Trends sind neue Geschäftsmodellen wie Strom-Direktlieferung an Endkunden oder die Gründung von Dachgenossenschaften zur Stromvermarktung. Zudem bewertet der Genossenschaftsverband die Entwicklung bei den Nahwärmegenossenschaften positiv. Dort seien in den vergangenen drei Jahren über 60 von den insgesamt 140 Genossenschaften gegründet worden.

96 Prozent der befragten Kommunalvertreter sehen die Akzeptanz als wesentlichen Faktor für den Erfolg der Energiewende und in 34 Prozent der befragten Kommunen sind schon einmal Erneuerbare-Energien-Projekte aufgrund fehlender Akzeptanz gescheitert.

Arcanum Energy berät Energiegenossenschaften in vier Schritten

Eine neue Beratung im Bereich Energiegenossenschaften bietet das Dienstleistungs-Unternehmen Arcanum Energy aus Unna. Unter dem Label „Green Energy Land“ will Arcanum Energy Energiegenossenschaften deutschlandweit zum Erfolg verhelfen. Die Beratung erfolgt in vier Schritten von ersten Interessenbekundungen bis zur Entwicklung von Geschäftsplänen. Als erstes Projekt nimmt „UNsere Energiegenossenschaft eG“ in Unna in Kürze ihre Geschäfte auf. Green Energy Land verfolgt vorwiegend einen lokalen Ansatz. „Wie jetzt in Unna holen wir Stadt oder Gemeinde ins Boot, ganz wichtig sind die jeweiligen kommunalen Stadtwerke als Partner und natürlich die Bürgerinnen und Bürger selbst“, erläutert Dr. Helmut Kern, Geschäftsführender Gesellschafter bei Arcanum Energy. So würden Energieprojekte erst möglich, die sonst an mangelnder Akzeptanz, bei politischem Gegenwind im Rat oder zu wenig Know-how scheitern würden, glaubt Kern.

Quelle: IWR Online

© IWR, 2015