29.04.2015, 15:20 Uhr

Wird die PV-Ausschreibung zum Flop?

Münster – Die Ergebnisse der ersten Photovoltaik-Ausschreibung für Freiflächen-Anlagen in Deutschland zeigen, dass sich der Solarausbau in diesem Segment wohl auf wenige Akteure konzentrieren könnte. Dabei war der Erhalt der Akteursvielfalt ein zentraler Aspekt, der im Rahmen der Ausschreibungen berücksichtigt werden sollte.

Wie die Bundesnetzagentur mitteilt, entfallen im Rahmen der aktuellen Ausschreibung auf einen einzigen Anbieter über 40 Prozent der insgesamt bezuschlagten Menge. Auch die Solarbranche zeigt sich skeptisch, will aber erst weitere Auswertungs-Ergebnisse abwarten.

Akteursvielfalt: Keine Privaten mehr dabei

Bei der Bundesnetzagentur waren für die erste Ausschreibungsrunde 170 Gebote eingegangen, mit denen das Ausschreibungsvolumen von 150 Megawatt (MW) mehr als vierfach überzeichnet war. Allerdings haben nur 25 Gebote mit einem Gebotsumfang von knapp 157 MW einen Zuschlag erhalten. Sieben Gebote wurden von natürlichen Personen abgegeben, die allerdings aufgrund zu hoher Förderhöhen keinen Zuschlag erhalten haben. Weiterhin finden sich laut Bundesnetzagentur viele kleine Projektgesellschaften unter den Bietern. Einige der erfolgreichen Bieter würden "zu einem gemeinsamen Unternehmen" gehören. Und in einem Fall vereinigt ein Unternehmen über 40 Prozent der insgesamt bezuschlagten Menge auf sich.

Durchschnittlicher Zuschlagspreis 9,17 Cent pro Kilowattstunde

Wie die Bundesnetzagentur weiter mitteilt, wurden durchschnittlich Gebote mit 6,3 MW und einem Wert von 9,17 Cent pro Kilowattstunde (kWh) für die PV-Freiflächenanlagen bezuschlagt. Für die Projektumsetzung haben die Akteure zwei Jahre Zeit, sodass der Zuschlagspreis wegen der anhaltenden Degression nicht mit den heutigen Vergütungssätzen für Dachanlagen vergleichbar ist. Zur Spannweite der Projektgröße hat ein Sprecher der Bundesnetzagentur auf Anfrage von IWR Online keine Angaben gemacht. Es werde derzeit geprüft, ob weitere Infos zur Ausschreibung veröffentlicht werden können. Der Durchschnittswert von 9,17 Cent/kWh sei ein einfacher Mittelwert, bei dem jedes erfolgreiche Projekt unabhängig von seiner Größe gleich gewichtet wurde. Der Höchstwert dieser Ausschreibungsrunde lag bei 11,29 Cent/kWh, bis zu dem maximal geboten werden konnte.

In der Bewertung bezieht sich Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, auf die Zahl der eingegangenen Angebote: "Die Vielzahl der eingegangenen Gebote ist ein Zeugnis des intensiven Wettbewerbs um Förderberechtigungen für Photovoltaik-Freiflächenanlagen". Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) führt die hohe Überzeichnung in der ersten Runde allerdings darauf zurück, dass sich viele mit bereits vorentwickelten Projekte beworben haben. Ob diese Vielzahl auf Dauer erhalten bleiben kann, wenn nur wenige Anbieter einen großen Teil der Förderberechtigungen auf sich ziehen, bleibt abzuwarten.

Jede Menge Bürokratie - das Nachrückverfahren

Die erfolgreichen Bieter müssen nun eine Zweitsicherheit stellen, da der Zuschlag ansonsten erlischt. Sofern für Gebote mit einer Menge von insgesamt mehr als 30 MW keine Zweitsicherheit gestellt wird, führt die Bundesnetzagentur noch im Mai 2015 ein Nachrückverfahren durch.

Solarbranche zeigt sich skeptisch

Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) in Berlin gibt sich bei der Interpretation der bisherigen Ausschreibungs-Auswertungen zurückhaltend. Für Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig belegt die hohe Teilnahme an den Ausschreibungen in erster Linie die "große Investitionsbereitschaft in die Photovoltaik in Deutschland". Umso bedauerlicher sei es, dass nur ein Bruchteil der Bieter mit rund 20 Prozent des gebotenen Installationsvolumens einen Zuschlag erhalten habe. Körnig: "Über 80 Prozent der Teilnehmer zählen offensichtlich zu den Verlieren, obwohl sie ebenfalls zu sehr günstigen Preisen Solarparks errichtet hätten."

Der Verbands-Geschäftsführer betonte zudem, dass noch nicht alle Ergebnisse der ersten Ausschreibungsrunde vorliegen und zu einigen Punkten noch Klärungsbedarf bestehe. "Insbesondere bezüglich der Auswirkungen der ersten Auktionsrunde auf die Vielfalt der Anbieter. Da ein Unternehmen nach Angaben der Bundesnetzagentur 40 Prozent des Zuschlagsvolumens auf sich vereint habe, zum Beispiel die Frage, wie viele weitere Anbieter sich hinter der verbleibenden Zubaumenge tatsächlich verbergen", so Körnig. Für eine konkrete Bewertung der Tauglichkeit des Förderinstruments "Ausschreibung" für das Marktsegment der Freiflächen-Solarparks sei es noch zu früh.

Quelle: IWR Online
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