06.08.2015, 12:44 Uhr

Teslas glänzende Wachstumsstory offenbart Kratzer

Palo Alto, USA – Tesla Motors, größter Hersteller von elektrisch angetriebenen Sportwagen, schraubt seine Absatzerwartungen für das Gesamtjahr runter. Das Unternehmen aus Kalifornien schreibt zudem weiterhin rote Zahlen, während der Umsatz nur noch langsam wächst. Der Aktienkurs sinkt kräftig.

Tesla hat den von CEO Elon Musk und CFO Deepak Ahuja unterzeichneten „Sharholder Letter“ am Mittwoch (05.08.2015) nach Börsenschluss vorgelegt. Zahlreiche Analysten hatten im Vorfeld ihr Rating zu diesem Titel noch einmal angepasst. Doch die Anleger strafen das Papier und damit die Zahlen des Unternehmens ab. Im Handel am Donnerstagvormittag verliert die Tesla-Aktie bislang 6,4 Prozent auf 231,39 Euro (Stand 11:40 Uhr, Börse Stuttgart).

Tesla passt Absatzprognose an

Tesla betont, dass die Bestellungen im zweiten Quartal für das aktuelle Model S in den USA um 30 Prozent, in Europa um 50 Prozent und in Asien um fast 100 Prozent gegenüber dem Vorjahr angestiegen seien. Doch die in 2015 insgesamt geplante Absatzmenge für das Model S und das in Kürze auf den Markt kommende Model X, ein Elektro-SUV, soll trotz dieses Nachfragbooms etwas geringer ausfallen als bislang angekündigt. Zwischen 50.000 und 55.000 Autos sollen ausgeliefert werden. Bislang hatte Tesla von etwa 55.000 Autos gesprochen. Speziell im zweiten Quartal hat Tesla gut 11.500 Autos ausgeliefert und gut 12.800 Fahrzeuge produziert.

GAAP-Zahlen: Umsatz stagniert – Verluste steigen

Insgesamt hat Tesla im zweiten Quartal 2015 einen Umsatz in Höhe von 955 Mio. US-Dollar erzeilt. Das entspricht einer Steigerung in Höhe von rund 1,6 Prozent gegenüber dem ersten Quartal (Q1 2015: 940 Mio. US-Dollar). Die Steigerung im Vergleich zum zweiten Quartal des Vorjahres beträgt immerhin 24 Prozent (Q2 2014: 769 Mio. US-Dollar. Gleichzeitig haben sich die Verluste bei Tesla ausgeweitet. So ist der operative Verlust gegenüber dem ersten Quartal 2015 um satte 66 Prozent auf 170, 2 Mio. US-Dollar gewachsen (Q1 2015: 102,4 Mio. US-Dollar). Der Nettoverlust hat sich in diesem Vergleich um 22 Prozent auf 184,2 Mio. US-Dollar erhöht (Q1 2015: 154,2 Mio. US-Dollar). Im Vergleich zum zweiten Quartal 2014 hat sich der Nettoverlust sogar in etwa verdreifacht (Q2 2014: 61,9 Mio. US-Dollar. Der Verlust pro Aktie beläuft sich auf 1,45 US-Dollar (Q1 2015: 1,22 US-Dollar je Aktie; Q2 2014: 0,5 US-Dollar je Aktie).

Non-GAAP-Zahlen übertreffen Analysten-Erwartungen

Noch den sogenannten non-GAAP-Zahlen, also die Zahlen, die nicht strikt den US-Regeln für die Rechnungslegung (GAAP) folgen, verbucht Tesla sogar Umsätze in Höhe von knapp 1,20 Mrd. US-Dollar (Q1 2015: 1,10 Mrd. US-Dollar). Zudem beträgt der Verlust je Aktie nach der abweichenden Rechnungslegung nur noch 0,48 US-Dollar (Q1 2015: 0,36 US-Dollar). In dieser Betrachtung hat tesla auch die Erwartungen der Analysten übertroffen. Diese rechneten im Vorfeld laut Medienberichten mit einem Umsatz (non-GAAP) in Höhe von 1,17 Mrd. US-Dollar und mit einem Verlust je Aktie von 1,02 US-Dollar. Die Erwartungen der Anleger an das Unternehmen sind extrem hoch. Das zeigt auch der Stand der Aktie, die zuletzt immer neue Höchststände markiert hat. Selbst kleinere Makel in der scheinbar phantastischen Wachstumsstory von Tesla werden aktuell spürbar abgestraft.

Quelle: IWR Online

© IWR, 2015