03.02.2016, 11:51 Uhr

Vattenfall: Niedrige Börsen-Strompreise drücken Rentabilität

Stockholm/Berlin - Das Geschäftsjahr 2015 war aus Sicht des Energiekonzerns Vattenfall von niedrigen Börsenstrompreisen und erheblichen Wertminderungen im zweiten Quartal geprägt. Trotz Effizienzverbesserungen zur Reduzierung der Kosten sind Ergebnis-Einbußen zu verzeichnen.

Der Umsatz ist bei Vattenfall im Gesamtjahr leicht um knapp ein Prozent auf 164,5 Mrd. Schwedische Kronen (SEK, rund 17,7 Mrd. Euro) und im 4. Quartal auf 45,5 Mio. SEK (Q4 2014: 48,7 Mrd. SEK) gesunken. Das bereinigte Betriebsergebnis betrug 20,5 Mrd. SEK (Vorjahr: 24,1 Mrd. . SEK) im gesamten Jahr 2015.

Nachsteuerverlust hat sich mehr als verdoppelt

Das Ergebnis nach Steuern fiel im Gesamtjahr 2015 sogar negativ aus. Es steht ein Verlust von 19,8 Mrd. SEK (Vorjahr: -8,3 Mrd. SEK) zu Buche. Vattenfall hat 2015 insgesamt 173,4 Mrd. Kilowattstunden (kWh) Strom produziert (Vorjahr: 172,9 Mrd. kWh). Aufgrund des negativen Ergebnisses nach Steuern schlägt der Verwaltungsrat vor, für das Jahr 2015 keine Dividende auszuschütten. Zuletzt hat der schwedische Staatskonzern für das Geschäftsjahr 2012 eine Dividende gezahlt.

Abschreibungen wegen niedriger Börsenstrompreise

„Die größten Herausforderungen des Jahres 2015 waren erneut die Auswirkungen der derzeit sehr niedrigen Börsenstrompreise auf unsere Rentabilität und auf die Bewertung unserer Vermögenswerte. In Verbindung mit neuen regulatorischen Vorgaben hat dies im Sommer bedauerlicherweise zu weiteren Abschreibungen geführt“, sagt Magnus Hall, CEO von Vattenfall.

Die Wertminderungen sind unter anderem auf die Entscheidung von Vattenfall, die Blöcke 1 und 2 des Kernkraftwerkes Ringhals in Schweden früher als geplant stillzulegen (Nettoleitung zusammen gut 1.700 Megawatt), zurückzuführen. Grund für den Beschluss waren die sinkende Rentabilität und die gestiegenen Kosten.

Umstellung auf ein komplett erneuerbares Energiesystem dauert

„Weiter fallende Börsenstrompreise und eine Kernkraftsteuer in Höhe von 0,07 SEK pro Kilowattstunde bringen die schwedischen Kernkraftwerke in eine bedenkliche Lage. Die verbleibenden Kernkraftwerke werden noch viele Jahre gebraucht werden, um die Umstellung auf ein komplett erneuerbares Energiesystem in vernünftiger und kostenverträglicher Weise zu schaffen. Auch die Wasserkraft als Grundlage unserer langfristigen Stromerzeugung wird nun durch die Kombination aus niedrigen Börsenstrompreisen und sehr hohen Steuern beeinträchtigt“, so Magnus Hall weiter.

Vattenfall hat auch im vergangenen Jahr weiter seine Investitionen überprüft und die Kosten reduziert, die nun um fast 30 Prozent unter den Kosten des Jahres 2010 liegen. Gleichzeitig wurde die Umstellung auf eine nachhaltigere Erzeugung weitergeführt. Im Herbst 2015 hat Vattenfall potenzielle Bieter eingeladen, ihr Interesse am deutschen Braunkohlegeschäft des Unternehmens zu bekunden.

Windkraftkapazitäten von 2.300 MW bis 2020

Zudem hat sich Vattenfall ein neues Wachstumsziel für erneuerbare Energien gesetzt: Bis zum Jahr 2020 sollen Windkraftkapazitäten mit einer Leistung von 2.300 Megawatt (MW) gebaut werden. Kooperationen sind ein wichtiger Bestandteil der Wachstumsstrategie. So vereinbarte Vattenfall im vergangenen Jahr im Bereich Windkraft eine Zusammenarbeit mit dem schwedischen Pensionsfond AMF, der Anteile am Windpark Ormonde in Großbritannien erwarb.

„Der derzeitige Umbruch in der Energiewelt ist dramatisch - aber auch sehr spannend und bietet Vattenfall ganz neue Geschäftsmöglichkeiten. Ich bin zuversichtlich, dass wir durch unsere Strategie und unsere bisherigen Anpassungsmaßnahmen – die wir fortführen müssen - gut darauf vorbereitet sind, um unsere Stellung als zuverlässiger Partner unserer Kunden und der Gesellschaft zu behaupten“, so Hall.

Quelle: IWR Online

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