04.02.2016, 09:51 Uhr

dena kritisiert Elektromobilitäts-Strategie

Berlin – Nach dem Autogipfel bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Dienstagabend im Kanzleramt erklärte Wirtschaftminister Sigmar Gabriel (SPD), dass die Bundesregierung gemeinsam mit der Automobilindustrie bis Anfang März diesen Jahres einen gemeinsamen Handlungsrahmen entwickeln will. Die Deutsche Energie-Agentur hält dies auch für dringend erforderlich.

Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur (dena) begrüßte, dass nun wieder Bewegung in das Thema Elektromobilität gekommen ist. Wenn die Politik Ziele vorgibt, so Kuhlmann, dann sollte sie auch dafür sorgen, dass die Marktakteure diese erreichen können. Das sei aber gegenwärtig trotz erheblicher Investitionen nicht der Fall.

dena fordert grundlegende Entscheidungen für Elektro- sowie Erdgasmobilität

Kuhlmann stellte fest, dass die von der Politik vereinbarte Zielquote von einer Million Elektrofahrzeugen bis zum Jahr 2020 ohne weitere begleitende Maßnahmen nicht zu erreichen sei. Kuhlmann erklärte weiter: „Zukünftig geht es bei der Elektromobilität auch nicht nur um die einstmals vereinbarte Zielquote. Wichtig sind nun industriepolitisch grundlegende Entscheidungen, die den Automobilstandort Deutschland sichern und Elektro- sowie Erdgasmobilität als wesentliche Pfeiler der Energiewende etablieren.“

Kuhlmann: Kaufprämie kann nicht die alleinige Lösung sein

Dabei könne eine wie auch immer geartete Kaufprämie nicht die alleinige Lösung sein. Kuhlmann: „Zugrunde liegen muss ein Konzept, das die erforderliche Ladeinfrastruktur, die Produktion von Batterien am Standort Deutschland und die zu erwartenden technologischen Entwicklungen einschließt. Auch die steuerpolitischen Rahmenbedingungen sollten dabei ins Blickfeld genommen werden. Will man die bestehende Mobilitätsstruktur in Deutschland ändern, müssen auch die Rahmenbedingungen verändert werden. Stück für Stück, aber mit einer klaren Perspektive für alle Marktakteure und die in dieser Branche beschäftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Nur so wird sich mittelfristig eine neue Struktur ergeben, die nicht auf Sonderprämien angewiesen ist und in der sich der Wettbewerb um die besten Lösungen weiterhin durchsetzen wird.“

Kuhlmann ging zudem auf andere, klimaschonende Möglichkeiten im Verkehrssektor ein. Es müssten auch alternative Kraftstoffe einbezogen werden. Dies gelte insbesondere für erdgasbetriebene Fahrzeuge.

Elektroauto-Kaufprämie und Millionen-Parkplatz-Programm

Bei der Diskussion um die Marktbelebung im Bereich der Elektromobilität steht eine Kaufprämie beim Erwerb von Elektroautos bislang im Fokus. Wirtschaftsminister Gabriel hatte kürzlich überraschend konkret einen Zuschuss in Höhe von 5.000 Euro vorgeschlagen. Weitere Diskussionsbeiträge setzen an der Verbesserung der Lade-Infrastruktur an. Das IWR-Institut aus Münster hat für die Zielgruppe der Pendler unter anderem ein „Millionen-Parkplatz-Programm“ vorgeschlagen. Da viele Berufstätige täglich eine überschaubare Strecke zu ihren Arbeitsplätzen in den Städten oder an den Industriestandorten pendeln, sei eine günstige Auflade-Möglichkeit während der Arbeitszeit an den Firmen-Parkplätzen zielführend. Im Unterschied zu öffentlichen Ladestationen mit begrenzter Ladezeit liegen die Vorteile für Pendler und Berufstätige auf der Hand: Die Elektroautos können auf Grund der langen Standzeiten tagsüber immer voll aufgetankt werden.

Quelle: IWR Online

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