10.03.2016, 16:15 Uhr

Gericht stoppt japanische Atomkraftwerke wegen Sicherheitsbedenken

Münster - Kurz vor dem fünften Jahrestag der Nuklearkatastrophe von Fukushima zeigt sich die Uneinigkeit der Japaner hinsichtlich des Umgangs mit der Atomenergie in einem Gerichtsurteil. Danach wird der Betrieb eines Atomkraftwerks wegen Sicherheits-Bedenken wieder gestoppt.

Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima, die am 11. März 2011 ihren unheilvollen Lauf nahm, wurden in Japan sämtliche Atomkraftwerke (AKW) vom Netz genommen. Doch die seit Ende 2012 im Amt befindliche Regierung unter Premierminister Abe hatte den Wiedereinstieg in die Kernenergie beschlossen. Weite Teile der Bevölkerung und auch die Gerichte stehen dem aber entgegen.

Gericht: Erhöhte Sicherheitsanforderungen für AKW-Betrieb doch nicht erfüllt

Nun hat ein Gericht in Japan den kürzlich wieder ans Stromnetz gegangenen Atommeiler am Kraftwerksstandort Takahama gestoppt. Es geht um die Reaktoren 3 und 4 mit je 830 Megawatt (MW) Nettoleistung. Die beiden Blöcke hatten eigentlich die neuen und verschärften Sicherheitsanforderungen der Behörden in Japan erfüllt und sind in 2016 wieder ans Netz gegangen. Allerdings war Reaktor 4 wegen technischer Probleme zuletzt nicht am Netz, sondern nur Reaktor 3. Nun das erneute Aus: Das Gericht bemängelte Medienberichten zufolge, dass die technische Ausrüstung der Meiler nicht wie nach den neuen Richtlinien verlangt erweitert worden sei. Auch die Notfall-Pläne seien demnach nicht ausreichend. Die Entscheidung geht auf eine Klage von Bürgern zurück, die an einem sicheren AKW-Betrieb zweifeln. Der Betreiber, die Kansai Electric Power Company (Kepco), hat inzwischen bestätigt, dass auch Reaktor 3 wieder vollständig heruntergefahren wurde.

Japans Skepsis gegenüber der Atomenergie tiefgreifender als gedacht?

Das Atomkraftwerk Takahama steht in der Präfektur Fukui im Westen der Hauptinsel Honshu. Es war wie alle knapp 50 Kernreaktoren Japans nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima zunächst abgeschaltet worden. Der Wiedereinstieg erfolgt unter erhöhten Sicherheitsanforderungen, nach Angaben der japanischen Regierung die höchsten Anforderungen weltweit. 2015 waren bereits zwei Reaktoren des AKW Sendai auf der Südinsel Kyushu wieder hochgefahren worden. Nun treten am Standort Takahama erneut die Widerstände und Sorgen über den Wiedereinstieg in die Atomenergie zu Tage in einem Land, wo die Fukushima-Katastrophe tiefe Skepsis in der Bevölkerung gegenüber dieser Technologie hinterlassen hat.

Quelle: IWR Online

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