15.03.2016, 09:55 Uhr

Frankreich entscheidet über britisches Atomkraftwerk Hinkley Point C

Münster - In Großbritannien ist der Bau des Atomkraftwerks Hinkley Point C geplant. Ob das britische Atomkraftwerk (AKW) mit zwei Blöcken tatsächlich gebaut wird, entscheidet sich aber nicht in Großbritannien, sondern in Frankreich. Auch die finanziellen Risiken für Briten und Franzosen sind gewaltig.

Das britische Atomkraftwerk Hinkley Point C mit zwei AKW-Blöcken à 1.600 MW gilt als Prestigeprojekt von Premierminister David Cameron. Das neue Ersatz-Atomkraftwerk für einige alte britische Atomkraftwerke ist jedoch wegen der gewaltigen Kosten heftig umstritten. Unter wirtschaftlichen Aspekten lohnt sich das AKW-Projekt nicht. Am Ende könnten der britische und der französische Steuerzahler für diese Energiepolitik kräftig bluten.

Franzosen sollen AKW bauen - Hohe Baukosten treiben Risiken für französische Steuerzahler

Um das britische Atomkraftwerk Hinkley-Point C zu bauen, hat der staatliche französische Stromversorger EDF einen Deal mit der China General Nuclear Power Corporation (CGN) vereinbart. Danach übernehmen die Chinesen ein Drittel der geplanten AKW-Gesamtkosten. Diese Gesamtkosten belaufen sich voraussichtlich auf 18 Mrd. britischen Pfund (aktuell ca. 23 Mrd. Euro). Die französische EDF muss 66,5 Prozent der Investitionen stemmen. EDF hat allerdings angesichts wegbrechender eigener Gewinne offenbar große finanzielle Schwierigkeiten, den eigenen Anteil in Höhe von umgerechnet 15,3 Mrd. Euro zu finanzieren. Das berichtet die BBC. Aus diesem Grund haben bei der EDF der Finanzvorstand und der Direktor des AKW-Projekts Hinkley Point C ihre Ämter bereits niedergelegt.

AKW-Plankosten wurden in der Vergangenheit nicht eingehalten

Die Plankosten für neue Atomkraftwerke haben mit den tatsächlichen Baukosten oft nichts gemein. Das derzeit im französischen Flamanville gebaute französische Ersatz-Atomkraftwerk gleichen Typs sollte ursprünglich 3,3 Milliarden Euro kosten und im Jahr 2012 fertiggestellt sein. Aktuell geht der französische Energieversorger EDF von Kosten für das Atomkraftwerk Flamanville mit einem einzigen 1.600 MW AKW-Block in Höhe von 10,5 Mrd. Euro aus, das Kraftwerk wird aber wohl nicht vor 2018 in Betrieb gehen. Sollten die Plankosten auch für das britische Atomkraftwerk nicht eingehalten werden, drohen hohe Belastungen für den französischen Steuerzahler.

Britischer Atomstrom für 11 ct/kWh - Stromkunden zahlen hohen Preis

Aber nicht nur die französischen Steuerzahler könnten am Ende für das britische Atomkraftwerk zahlen, auch die britischen Stromkunden subventionieren den Atomstrom kräftig. Der Atomstrom kostet den britischen Stromverbraucher und Steuerzahler 11 ct/kWh zuzüglich Inflationsausgleich (Garantiepreis) über die nächsten 35 Jahre.

Quelle: IWR Online

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