19.05.2016, 12:28 Uhr

Windbranche in Schleswig-Holstein besorgt wegen "Netzengpass-Regionen"

Husum / Kiel - "Netzengpassregion" heißt das neue Reizwort für Schleswig-Holsteins Windbranche: Zusätzlich zum radikalen Systemwechsel von der festen Vergütung hin zu Ausschreibungen kommen nun im Rahmen der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes 2016 (EEG 2016) noch neue Vorschläge zur Regionalisierung des Windenergieausbaus an Land in die Diskussion.

In sogenannten Netzengpassregionen soll kurzfristig nur noch die Hälfte des Durchschnittszubaus erlaubt sein, ohne dass ein Netzengpass genau definiert wäre. In Schleswig-Holstein wären wahrscheinlich die Kreise Nordfriesland, Dithmarschen und Ostholstein betroffen, wo derzeit die meisten Abregelungen von Windparks erfolgen.

Staatssekretärin Nestle: Strom aus Erneuerbaren nutzen statt abzuschalten

In diesen Regionen befinden sich aber auch die ertragsreichsten und somit kosteneffizientesten Standorte. Eine solche Netzengpass-Regelung käme einem Ausbaustopp gleich, teilte nun die Netzwerkagentur Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein (EE.SH) mit.

„Wir brauchen den kontinuierlichen Windzubau an Land, um die UN-Klimaschutzziele zu erreichen und unter zwei Grad Klimaerwärmung zu bleiben“, sagt Dr. Ingrid Nestle, Staatssekretärin im Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (MELUR). „Der Ausbau der erneuerbaren Energien und der dafür notwendige Netzausbau müssen stringent und mit der Akzeptanz der Menschen fortgesetzt werden. Parallel brauchen wir mehr Möglichkeiten, Strom aus Erneuerbaren zu nutzen statt abzuschalten.“

Schleswig-Holstein will konstruktive Diskussion statt Verunsicherung

Die Landesregierung im nördlichsten Bundesland arbeitet aktuell an beiden Themen. Zum einen an der Planung und Genehmigung neuer Hochspannungsleitungen, damit der produzierte Windstrom in große Verbrauchszentren wie Hamburg und Süddeutschland fließen kann. Für die sogenannte Westküstentrasse zwischen Niebüll und Brunsbüttel führte sie innerhalb von 18 Monaten einen Planfeststellungsbeschluss herbei. Laut EE.SH ein bundesweiter Rekord. Die neue Stromleitung soll bereits 2018 fertiggestellt sein. Zum anderen hat die Landesregierung den Vorschlag über den Bundesrat eingebracht, nicht benötigten Wind- und Solarstrom durch zuschaltbare Lasten zu nutzen, damit die Energie nicht abgeregelt werden muss. Die zuschaltbaren, flexiblen Verbrauchseinheiten können zum Beispiel Stromspeicher oder Wärmeerzeugungseinheiten sein. „Wir fordern die Bundesregierung auf, mit den Ländern über konstruktivere Lösungen, die schon auf dem Tisch liegen, zu diskutieren und die Windbrache nicht noch weiter zu verunsichern“, so Staatssekretärin Nestle.

Die Staatssekretärin berichtet beim EE-Community-Treffen in Husum am Donnerstag, 26. Mai 2016, vom aktuellen Stand der Beratungen über das EEG sowie die Vorschläge der Landesregierung. Das EE-Community-Treffen ist ein Netzwerktreffen von Vertretern der Erneuerbare-Energie-Unternehmen aus Norddeutschland und wird von der Netzwerkagentur Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein (EE.SH), einem vom Land geförderten Projekt zur Unterstützung der EE-Branche, organisiert.

Quelle: IWR Online

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