28.07.2016, 16:30 Uhr

EDF entscheidet über Atomprojekt Hinkley Point C

Paris – Zur Stunde tagt der Verwaltungsrat des französischen Stromkonzerns EDF und entscheidet über das umstrittene Atomkraftwerksprojekt Hinkley Point C in der britischen Urlaubsregion Somerset. Die Zeichen verdichten sich, dass die Franzosen nicht beabsichtigen, ihre Pläne zu revidieren.

Wie die französische Nachrichtenagentur AFP im Vorfeld der entscheidenden Sitzung berichtet, sei ein Mitglied des EDF-Verwaltungsrats (Board of Directors) kurzfristig zurückgetreten. Aus seiner Erklärung lassen sich Rückschlüsse auf die Entscheidung des Konzern-Gremiums ziehen.

EDF-Board-Mitglied schmeißt hin

Wie die AFP berichtet, ist das Verwaltungsrats-Mitglied Gérard Magnin kurz vor der entscheidenden Sitzung von seinem Posten im Stromkonzern zurückgetreten. In einer schriftlichen Begründung, die der Agentur vorliege, soll Magnin sich gegen die Pläne für den Bau des britischen Atomkraftwerks (AKW) ausgesprochen haben. Er könne die Pläne Frankreichs, die Atomenergie weiter anzuschieben, nicht länger unterstützen. Er ist nicht der einzige Manager, der wegen des europaweit umstrittenen und hochsubventionierten Kraftwerks seinen Posten räumt. Im März 2016 hatte EDF-Finanzchef Thomas Piquemal seinen Dienst quittiert. Auch Piquemal soll wegen Hinkley Point C und der damit verbundenen Kosten gegangen sein.

EDF-Gremium entscheidet über Hinkley Point C

Ob EDF nun tatsächlich die zwei Druckwasserreaktoren mit einer Nettoleistung von zusammen 3.200 Megawatt (MW) am Kraftwerkstandort in der englischen Grafschaft Somerset nahe der Stadt Bridgwater bauen wird, entscheidet sich zur Stunde, wie IWR Online beim Konzern erfuhr. Wann die Sitzung enden wird, sei noch nicht klar. Auch die World Nuclear Association meldete sich wegen dieses wichtigen Termins zu Wort. Direktorin Agneta Rising betonte, dass Hinkley Point C für das Vereinigte Königreich einen Kurs hin zu einem zuverlässigen und emissionsarmen Strommix für das 21. Jahrhundert bedeute. Die gesamten Baukosten für Hinkley Point C gibt die EU-Kommission mit 31 Milliarden Euro an.

Die EU hat zudem den Subventionen durch die britische Regierung in Form einer staatlich garantierten Vergütung von 10,9 Cent pro Kilowattstunde (kWh) zuzüglich Inflationsausgleich über einen Zeitraum von 35 Jahren zugestimmt. Die Republik Österreich sowie einige Ökostrom-Versorger klagen gegen diese Form der finanziellen Unterstützung. Nach dem Brexit-Votum im Juni 2016 haben Experten gemutmaßt, dass dies die Realisierungschancen für das AKW-Projekt mindern werde.

Quelle: IWR Online

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