08.09.2016, 09:50 Uhr

Studie offenbart: Netzentgelte garantieren Traumrenditen

Berlin/Hamburg - Strom- und Gaskunden könnten in den kommenden Jahren rund sechs Milliarden Euro an Netzentgelten einsparen. Laut einem neuen Gutachten sind die von der Bundesnetzagentur festgelegten Garantiezinsen für die Strom- und Gasnetzbetreiber deutlich zu hoch, eine Kappung dieser Zinsen birgt immenses Einsparpotenzial für die Verbraucher.

Das Gutachten von Professor Thomas Wein vom Institut für Volkswirtschaftslehre an der Universität Lüneburg wurde im Auftrag des Bundesverbands Neue Energiewirtschaft (bne) und des Energie- und IT-Unternehmens Lichtblick SE aus Hamburg erstellt. Darin geht es um die garantierten Eigenkapitalzinsen, mit denen der Gesetzgeber Investitionen in die Strom- und Gasnetze anreizen will.

Traumrenditen: Garantiezinsen sollen auf 6,9 Prozent sinken

Energiekunden zahlen garantierten Zinsen über die Netzentgelte. Der Zinssatz wird von der Bundesnetzagentur festgelegt und liegt aktuell bei 9,05 Prozent. Die Behörde strebt nun eine Zinssenkung auf 6,91 Prozent für den Zeitraum von 2019 bis 2023 für Stromnetzbetreiber bzw. von 2018 bis 2022 für Gasnetzbetreiber an.

Laut dem Gutachten würde aber das Netz auch bei einem Garantiezins von 5,04 Prozent für Investoren künftig attraktiv bleiben. Da es sich beim Strom- und Gasnetz um Monopole handelt, gilt das Geschäft als risikoarm. „Die Zinssätze für risikoarme bzw. sehr risikoschwache Anlagealternativen sind nahezu auf null gefallen bzw. sind negativ geworden“, heißt es dazu im Gutachten. Die Bundesnetzagentur habe diesen „Strukturbruch“ seit der Finanzkrise 2008 bei ihren Berechnungen nicht ausreichend berücksichtigt.

Zinsen zu hoch – Festlegung der Zinshöhe zu früh

bne-Geschäftsführer Robert Busch sagt: „Die Energiewende darf nicht länger als Begründung für sensationelle Profite im Monopolbereich missbraucht werden. Für Energiekunden bedeutet ein Absenken der Zinssätze endlich eine Ersparnis und das in Milliardenhöhe. Für den notwendigen Netzausbau, der auch bei höheren Renditen nicht vorangekommen ist, bliebe dennoch genügend Geld.“

Unnötige Kosten verursacht laut Gutachten vor allem die geplante Festlegung des künftigen Zinssatzes bereits in diesem Herbst. Der Grund: Ein Bestandteil, der Basiszins, ergibt sich aus den durchschnittlichen Renditen für Wertpapiere der vergangenen zehn Jahre. Laut einem Rechtsgutachten der Kanzlei RAUE LLP ist eine Entscheidung bereits in diesem Jahr nicht mit geltendem Recht vereinbar. Angemessen wäre eine Festlegung der Zinssätze für Stromnetzbetreiber im Jahr 2018 und für Gasnetzbetreiber im Jahr 2017. Eine spätere Festlegung würde angesichts fallender Marktzinsen auch zu einem niedrigeren Garantiezins für die Netzbetreiber führen.

Netzentgelte schlagen stärker zu Buche als EEG-Umlage

Ein Durchschnittshaushalt zahlt 247 Euro pro Jahr für das Stromnetz, während aktuell für die vieldiskutierte Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 222 Euro anfallen. Gero Lücking, Geschäftsführer Energiewirtschaft bei Lichtblick:. „Die Netzentgelte entwickeln sich auch deshalb zum Kostentreiber der Energiewende, weil Konzerne und Stadtwerke für ihre Strom- und Gasleitungen staatlich garantierte Traumrenditen deutlich oberhalb des im Markt üblichen Niveaus kassieren. Das ist skandalös.“

Quelle: IWR Online

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