13.09.2016, 08:36 Uhr

Wie Deutschland sich auf den Klimawandel vorbereitet

Dessau-Roßlau – Der Klimawandel ist ein globales Phänomen, das auch vor Deutschland nicht Halt macht. Zum Ende des Sommers 2016 haben der Deutsche Wetterdienst (DWD), das Umweltbundesamt (UBA) und das Deutsche-Klima-Konsortium (DKK) gemeinsam die aktuellen Entwicklungen eingeordnet. Beruhigend klingt das jedoch nicht.

In Deutschland und Mitteleuropa war der Sommer 2016 zwar unauffällig, doch der Frühsommer habe Starkregenereignisse mit einer Zerstörungswucht gebracht, die kaum für möglich gehalten wurden, so DWD, UBA und DKK. Die Menschen hätten dann einen Sommer der Gegensätze erlebt, der allerdings kaum im Zusammenhang mit dem Klimaphänomen El Niño gestanden habe.

Gebietsweise extreme Regenmengen

Die Temperaturen seien im Sommern verglichen mit der internationalen Referenzperiode 1961 bis 1990 nur geringfügig zu warm gewesen. Auch die durchschnittlichen Niederschlagssummen waren im Land unauffällig. Jedoch seien im Frühsommer vor allem im Süden und im Westen Deutschlands heftige lokale Starkregenereignisse aufgetreten. Bei Gewittern fielen gebietsweise extreme Regenmengen mit teilweise katastrophalen Folgen, wie zum Beispiel im bayrischen Simbach mit 180 Liter pro Quadratmeter innerhalb von nur 48 Stunden. Verantwortlich hierfür war die außergewöhnlich langanhaltende Großwetterlage „Tief Mitteleuropa“. Diese Wetterlage herrschte zwischen Ende Mai und Anfang Juni an zehn von 14 Tagen, und – was noch außergewöhnlicher ist – an sieben aufeinanderfolgenden Tagen.

Zunahme starkregenauslösender Wetterlagen zu vermuten

Dr. Paul Becker, Vizepräsident des DWD: „Die Projektionen von Klimamodellen lassen eine Zunahme solcher starkregenauslösenden Wetterlagen für die Zukunft vermuten. Die erlebten Sturzfluten können ein Vorgeschmack auf die Sommer in einer zukünftigen wärmeren Welt sein. Und mehr noch: Sie können an jedem Ort in Deutschland eintreten. Darauf müssen wir uns mit noch besseren Wettervorhersagen, mehr Eigenvorsorge der Bürger und einer neuen Kultur im Umgang mit Naturgefahren vorbereiten.“

Doppelstrategie in der Klimapolitik

Die Vulnerabilitätsanalyse der Bundesregierung vom vergangenen Jahr setzt auf diesem Wissen auf und wird leider durch die diesjährigen Starkregenereignisse bestätigt. Der Aktionsplan Anpassung II des Fortschrittsberichts zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel leitet daraus konkrete Vorschläge ab, wie sich Deutschland auf solche Extreme besser einstellen kann. Genauso wichtig bleiben die Aufgaben des Klimaschutzes, um die Anforderungen an Anpassungsmaßnahmen nicht ins Unrealistische zu treiben.

Maria Krautzberger, Präsidentin des Umweltbundesamtes, betonte, dass die zurückliegenden Ereignisse zeigen, wie wichtig die Doppelstrategie in der Klimapolitik ist: „Übergreifende Klimaschutzmaßnahmen, um die Ursachen des Klimawandels zu bekämpfen und die Ziele, die in Paris vereinbart wurden, zu erreichen. Und Maßnahmen zur Anpassung an den nicht mehr vermeidbaren Klimawandel – dessen Folgen wir heute schon erleben“, so Krautzberger.

Starkregen-Gefahrenkarte in Unna - Gründachstrategie in Hamburg

Hochaufgelöste Risikokarten für extreme Niederschläge helfen bei Starkregen, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen. So ist die Stadt Unna eine der wenigen Städte, die bereits über eine solche Starkregengefahrenkarte verfügt. Sie zeigt die Fließwege und Überflutungen, die durch sehr intensiven Regen entstehen. Die Informationen schaffen die Basis für sinnvolle eigene Vorsorgemaßnahmen, wie beispielsweise eine bessere Kellerabdichtung.

Neben der besseren Warnung der Bevölkerung und der Stärkung der Eigenvorsorge ist die Prävention der dritte wesentliche Faktor im Anpassungsprozess. So kann eine wassersensible Stadtentwicklung bewusst Zwischenspeicher für plötzlich auftretende Wassermassen einplanen. Eine solche „Schwammstadt“ beugt Sturzfluten oder Überschwemmungen vor. Ein Beispiel dafür ist die Hamburger Gründachstrategie: Gründächer verzögern den Abfluss von Regenwasser und tragen dazu bei, den Stadtklimaeffekt zu verringern.

Quelle: IWR Online

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