Australien treibt Energiespeicher voran: Riesige Batterie mit 1.600 MWh Kapazität geht ans Netz - Langzeitspeicher-Offensive in Südaustralien

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Münster - In Australien gewinnt das Thema Großspeicher zunehmend an Bedeutung für die Energiewende. Das spiegelt sich auch im Start des Melbourne Renewable Energy Hub, einem der größten Batteriespeicher des Landes, sowie den ambitionierten Plänen Südaustraliens für neue Langzeitspeicher mit mindestens acht Stunden Kapazität wider.
Mit dem 1,1-Milliarden-Dollar-Projekt von Equis und der State Electricity Commission von Victoria ist in Melbourne jetzt ein riesiger Batteriespeicher mit einer Speicherkapazität von 1.600 MWh ans Netz gegangen, der während der abendlichen Spitzenlast rund 200.000 Haushalte versorgen kann. In Südaustralien wurde kürzlich eine technologieoffene Ausschreibung für 8-Stundenspeicher gestartet, mit dem Ziel, bis 2031 bis zu 2.300 MW Langzeitspeicherkapazität zu sichern.
Gigabatterie in Melbourne stärkt Netzstabilität
Der Übergang Australiens zu erneuerbaren Energien erreicht einen neuen Meilenstein. In Melbourne ist der Melbourne Renewable Energy Hub (MREH) offiziell in Betrieb genommen worden. Mit 600 MW Leistung und 1.600 MWh Speicherkapazität zählt das Projekt zu den größten Batteriespeichersystemen Australiens im Netzmaßstab. Entwickelt wurde das Projekt von Equis Australia in Kooperation mit der State Electricity Commission von Victoria (SEC).
Equis-Chef David Russell stuft den Hub als zentral für Victorias erneuerbare Energiezukunft ein. „Der Melbourne Renewable Energy Hub ist unser erstes Projekt, das in Australien live geht. Das Equis-Team hat ein weltweit führendes Projekt termingerecht und im Budgetrahmen realisiert“, so Russell. Besonders hob er das von den Equis-Ingenieuren entwickelte und weltweit einmalige 500-kV-Untergrundkabel hervor, das den Speicher in die bestehende gasisolierte Netzinfrastruktur integriert. Installiert wurden 444 Tesla-Megapacks sowie drei 500-kV-Hochspannungstransformatoren von Toshiba.
Laut SEC-CEO Chris Miller war die 245-Millionen-Dollar-Investition der SEC für die Umsetzung des Projekts entscheidend, da sie den Baubeginn ermöglichte und eine der drei großen Batterien von zwei auf vier Stunden Speicherkapazität hochskaliert werden konnte.
Der Standort im Westen Melbournes gilt als strategischer Netzpunkt. Er ist das einzige BESS in Victoria, das drei erneuerbare Energiezonen versorgen kann. Der Bau brachte mehr als 1.200 Arbeits- und Ausbildungsplätze, darunter über 70 für Auszubildende und Praktikanten. Für Russell setzt das Projekt einen Maßstab in Bezug auf Geschwindigkeit, Qualität und Nutzen für die Gemeinschaft bei der Bereitstellung von Energiespeichern.
Südaustralien startet Ausschreibung für Langzeitspeicher
In Südaustralien ist bereits die nächste Phase in Richtung Langzeitspeicherung angelaufen. Mit dem Start des Firm Energy Reliability Mechanism (FERM) wurde dort vor einigen Wochen eine Ausschreibung gestartet, über die bis zu 700 MW Speicherkapazität mit mindestens acht Stunden kontinuierlicher Speicherfähigkeit vergeben werden soll. Die Registrierung für die erste Ausschreibung war bis zum 21. November 2025 möglich, Angebote mussten bis zum 28. November 2025 eingereicht werden. Bis 2031 will der Bundesstaat insgesamt 2.300 MW langfristig absichern.
Teilnahmeberechtigt für die erste Runde waren sogenannte Long-Duration Capacity Providers, also Anbieter, die mindestens 30 MW über acht Stunden bereitstellen können und beim Energiemarktbetreiber AEMO registriert sind oder dies anstreben. Die Ausschreibung ist technologieoffen – zugelassen sind Batteriespeicher, Pumpspeicher oder Power-to-Gas-Lösungen, ausgenommen sind Kohle und Kernenergie.
Erfolgreiche Bewerber erhalten einen 15-jährigen FERMA-Vertrag, der über ein neues Finanzinstrument Erlöse stabilisiert und Investitionsrisiken verringern soll. Parallel läuft ein Notice-of-Intention-Verfahren, das bestehende Kapazitätszusagen für 2028 bis 2030 regelt. Weitere Marktliquiditäts- und Zuverlässigkeitsinstrumente sollen 2026 konkretisiert werden.
Mit FERM positioniert sich Südaustralien als Vorreiter für Langzeitspeichertechnologien. Der Mechanismus schafft verlässliche Rahmenbedingungen für acht Stunden-Langzeitspeicher, die künftig eine zentrale Rolle für Netzstabilität und Versorgungssicherheit übernehmen sollen.
Quelle: IWR Online
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