Auftakt Atomausstieg: Frankreich schaltet Atomkraftwerk Fessenheim ab
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Paris – Der staatliche Energieversorger EDF hat das Atomkraftwerk Fessenheim endgültig abgeschaltet. Es ist nicht das erste stillgelegte Atomkraftwerk in Frankreich, weitere Abschaltungen folgen.
Atomkraftwerke sind für eine Betriebszeit von 40 Jahren ausgelegt. Diese technische Altersgrenze erreichen immer mehr Atomkraftwerke auch in Europa. Zum Auftakt in Frankreich wurde jetzt der Block 1 des Atomkraftwerks Fessenheim abgeschaltet.
Atomkraftwerk Fessenheim 1 nach über 42 Jahren Betriebszeit abgeschaltet
Begleitet von Protesten der Belegschaft ist das französische Atomkraftwerk Fessenheim mit einer Leistung von 920 MW endgültig stillgelegt worden. Das im Jahr 1977 erstmals kritisch geschaltete AKW startete den kommerziellen Betrieb Anfang 1978. Die Abschaltung des Blocks 1 begann am 21.02.2020 um 10 Uhr und endete am 22.02.2020 um 01 Uhr.
Frankreich hat in der Vergangenheit schon 12 Atomkraftwerke stillgelegt
Die Stilllegung des Atomkraftwerks in Fessenheim ist nicht das erste AKW, das in Frankreich endgültig stillgelegt wurde. Laut den Daten der Internationaen Atomenergie Agentur (IAEA)sind in einer ersten Abschaltungswelle bereits 12 Atomkraftwerke vor allem in den neunziger Jahren mit einer Gesamtleistung von 4 240 MW endgültig vom Netz genommen worden. Davon betroffen waren beispielsweise die Kernkraftwerke Saint-Laurent 1 (1990) und Block 2 (1992), im Jahr 1994 kam die Abschaltung des Atomkraftwerks Bugey 1 (555 MW) hinzu. Auch der Superphenix (1 242 MW), ein natriumgekühlter schneller Brüter, war nicht erfolgreich. Die Anlage wurde schon 1997 vor allem wegen häufiger Störfälle endgültig stillgelegt und wird derzeit abgerissen.
Frankreich legt weitere Atomkraftwerke still – Technische Altersgrenze und hohe Kosten
Die Abschaltung des Atomkraftwerks Fessenheim 1 mit einer Betriebszeit von über 40 Jahren bildet den Auftakt eines sukzessiven Rückzugs Frankreichs aus der Atomenergie. Im Juni 2020 folgt bereits die Stilllegung des Blocks 2 (920 MW) in Fessenheim. Nach dem aktuellen Stand will die französische Regierung bis 2035 insgesamt 14 Atomkraftwerke abschalten. „Die stetig steigenden Kosten für sicherheitsrelevante Nachrüstungen bei Erreichen der technischen Altersgrenze von Atomkraftwerken setzen die AKW-Betreiber zukünftig unter erheblichen wirtschaftlichen Druck“, so IWR-Direktor Dr. Norbert Allnoch. Auch der AKW-Neubau in Frankreich kompensiert die Abschaltungen nicht. Das derzeit in Frankreich gebaute einzige Ersatz-AKW Flamanville ist mit über 10 jähriger Bauverzögerung noch immer nicht am Netz, weitere Neubauten sind nicht in Sicht.
Quelle: IWR Online
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