Biogas in Brasilien: WM-Gastgeber mit Potenzialen bei Reststoff-Verwertung
Vechta – Das Gastgeberland der Fußball-Weltmeisterschaft Brasilien ist derzeit der zweitgrößte Bioethanol-Produzent der Welt. Allerdings lässt das Land der Fußballstars wie Neymar, Oscar, Hulk und Co. immer noch enorme Mengen energetisch wertvoller Reststoffe ungenutzt. Das soll sich nach Einschätzung des Biogasanlagen-Herstellers Weltec durch das neue Abfallgesetz in Brasilien bald ändern.
Auch andere Staaten in Lateinamerika setzen auf die deutsche Anlagentechnik im Bereich der Bioenergie. In Uruguay hat Weltec bereits eine drei Megawatt (MW) große Biogas-Anlage errichtet. Der niedersächsische Hersteller und Betreiber äußert sich in einem Interview über die Chancen und Herausforderungen der Etablierung der Biogasnutzung auf dem südamerikanischen Kontinent.
Reststoffe aus Bioethanol-Produktion sinnvoll verwerten
Weltec Biopower aus Vechta zieht Bilanz über die derzeitige Entwicklung der südamerikanischen Reststoffverwertung und bemängelt das ungenutzte Marktpotenzial. Laut Weltec-Manager Aguinaldo Ramalho sind die Rahmenbedingungen in vielen Ländern in Teilbereichen gut, wie beispielsweise in Brasilien. Im Agrar-Sektor und bei der industriellen Vergärung von Zuckerrohr zu Ethanol sei die Anlagetechnologien hoch entwickelt, die energetische Nutzung der hierbei anfallenden Reststoffe allerdings häufig noch unbekannt.
Ramalho betont: "Dennoch sind die Voraussetzungen vielversprechend, denn Brasilien ist der weltweit zweitgrößte Produzent von Bioethanol. Die dabei anfallenden Reststoffe könnten durch Fermentation konsequent energetisch genutzt werden und so den Strom- und Wärmebedarf für den Produktionsprozess decken." Zuckerrohr kann nicht das ganze Jahr geerntet werden, weshalb auch andere Rohstoffe zur Anwendung kommen. Dieser Wechsel der Substrate im Jahresverlauf stellt eine Herausforderung für die Anlagen dar. Dabei kommt es laut Weltec darauf an, nicht nur die Destillationsrückstände, sondern auch das Stroh und die Pressschnitzel aus der Pflanze effizient zu fermentieren.
Novellierung des Abfallgesetzes soll für mehr Recycling sorgen
In der Mitteilung von Weltec heißt es weiter, dass die Potenziale aber auch in anderen Bereichen groß seien. Beispielsweise würden enorme Mengen Klärschlamm in den Abwasseranlagen ungenutzt bleiben. Hier werde zwar teilweise fermentiert, aber entweder würde das Gas unkontrolliert abgefackelt werden oder es würde als schädliches Klimagas in die Atmosphäre entweichen. Neben den dabei anfallenden Reststoffen schlummern enorme Potenziale in der Abfallwirtschaft. Ramalho von Weltect erklärt: "In diesem Jahr ist ein neues brasilianisches Abfallgesetz in Kraft getreten. Damit soll der Müllanteil, der recycelt, verwertet und ordnungsgemäß deponiert wird, erhöht werden. All diese Substrate sind bislang noch größtenteils ungenutzt und bieten beste Voraussetzungen für eine energetische Nutzung im Biogasfermenter."
Wasserkraft bleibt Nummer eins bei Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien
Die Erzeugung von Strom und Wärme mittels Biomasse liegt noch an dritter Stelle des grünen Energiemixes in Südamerika. Mehr als zwei Drittel basiert auf dem Spitzenreiter Wasserkraft; auf Platz zwei steht die Windenergie. Experten gehen davon aus, dass sich Wind und Biomasse in den nächsten Jahren am stärksten entwickeln werden. Der Energiebedarf in den südamerikanischen Schwellenländern wird mit steigendem Wohlstand in den nächsten Jahren stark anwachsen. Zudem möchten sich viele Länder von Energieimporten unabhängig machen.
In Uruguay hat Weltec 2013 den Grundstein für die Markterschließung mit dem Bau einer Drei-MW-Anlage gelegt. "Neben der Versorgung ländlicher Gebiete mit Energie schaffen die Projekte Arbeitsplätze und regionale Wertschöpfungsketten. Wenn diese Vorhaben Schule machen, haben sie den Vorteil, zugleich als wirtschafts-, energie- und entwicklungspolitisches Instrument zu wirken", erläutert Ramahlo abschließend.
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