03.12.2018, 11:43 Uhr

Birdscan schützt Rotmilan und Co


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Stendal, Münster – Die Genehmigung von Windenergieanlagen scheitert häufig an den Bedenken von Genehmigungsbehörden wegen der Gefahr von Vogelschlag. Ein neues Radarsystem soll gefährdete Greifvögel vor Kollisionen schützen.

Das FEFA Ingenieurbüro für regenerative Energien aus Stendal in Sachsen Anhalt und die Swiss Birdradar Solution AG aus Spiegel bei Bern haben gemeinsam das Echtzeit-Bio-Monitoring System Birdscan entwickelt. Das System verspricht einen effektiven Schutz von gefährdeten Greifvögeln vor Kollisionen mit den Rotoren von Windenergieanlagen.

Kollisionsrisiko mit Windenergieanlagen bei Greifvögeln besonders hoch

Konflikte zwischen der Errichtung von Windkraftanlagen aufgrund der Gefahr von Vogelschlag führen oft zu Problemen bei der Genehmigung von Windenergieanlagen, nicht selten versagen die Behörden die Errichtung. Als besonders vogelschlaggefährdet gelten Greifvögel wie der Rotmilan, Mäusebussard, Turmfalken oder Seeadler.

Nach der Antwort der Landesregierung von Sachsen-Anhalt im Rahmen einer kleinen Anfrage hat die Staatliche Vogelschutzwarte im Landesamt für Umwelt in Brandenburg Stand 1. August seit 2002 im Land Sachsen-Anhalt 359 an Windkraftanlagen getötete Vögel erfasst. Damit weist Sachsen-Anhalt nach Brandenburg und Niedersachsen laut Landesregierung von Sachsen-Anhalt die dritthäufigste Schlagopferzahl (10,11 %) innerhalb des Vergleiches aller Bundesländer (in Deutschland gesamt 3.350 Vögel = 100 %) auf. Bei den Greifvögeln waren das in Sachsen-Anhalt u. a. 72 Rotmilane (18,65 % von allen in Deutschland getöteten Rotmilanen), 67 Mäusebussarde (13,5 %), 29 Turmfalken (26,6 %), neun Seeadler (6,7 %), acht Schwarzmilane (20,5 %) und ein Schreiadler (20,0 %).

Neues Radarsystem erkennt Vögel und schaltet Windkraftanlagen kurzfristig ab

Zusammen mit der Swiss Radar Solution AG hat das Ingenieurbüro FEFA das System Birdscan entwickelt, mit dem das Problem des Vogelschlages gelöst werden kann. Das System ist anhand einer Klassifizierungssoftware, die auf langjährige Erfahrungen aus Feldstudien und Ergebnisse optischer Beobachtungen zurückgreift, in der Lage, die Vögel artgenau zuzuordnen. Mehrere Großvögel können gleichzeitig klassifiziert werden.

Mittels Radarantennen zeichnet Birdscan die Flugbahnen der Vögel im Umfeld der Windenergieanlagen auf. Die Messung erfolgt in zwei Zonen: Im Bereich von 300-700 m um den Standort werden alle Vögel aufgezeichnet, klassifiziert und ihre Flugbahn auf eine Gefährdung hin bewertet. Wenn die Vögel in eine Zone von 300 m um die Anlage eindringen, wird ein Stoppsignal ausgelöst. Bei aktuellen Anlagentypen stehen die Rotoren dann nach ca. 20-30 Sekunden still. Verlassen die Vögel den Gefahrenbereich, nehmen die Windenergieanlagen den Betrieb wieder auf. Das System überwacht und klassifiziert Greifvögel vollautomatisch rund um die Uhr.

Nach den Planungen von FEFA ist es vorgesehen, Birdscan zeitnah in drei Windparks rund um Osterburg in Sachsen Anhalt und einen weiteren Windpark in Nordrhein-Westfalen zu installieren.

Quelle: IWR Online

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