09.01.2015, 12:06 Uhr

EEG und Ökostrom: FAZ setzt falsche Zahlen in die Welt

Münster - Nach einem Bericht der FAZ sollen die deutschen Verbraucher im letzten Jahr 25 Milliarden Euro für den Ökostrom ausgegeben haben. Bei näherer Betrachtung stellt die FAZ eine erstaunliche Rechnung auf und blendet zudem eine wichtige Rekordzahl einfach aus.

In dem FAZ-Artikel "Energiewende: Ein Jahr voller Superlative für den Ökostrom" wird Bilanz zum Ökostrom in Deutschland 2014 gezogen. Mehrere Rekorde wie die hohe regenerative Energieerzeugung, die niedrigen Börsen-Strompreise oder der Rekord-Überschuss auf dem EEG-Umlagekonto werden thematisiert.

Falsch: Verbraucher haben 2014 keine 25 Milliarden Euro für Ökostrom ausgegeben

Die FAZ eröffnet den Beitrag zur Energiewende mit dem plakativen Satz "Fast 25 Milliarden Euro haben die Verbraucher im vergangenen Jahr für Ökostrom ausgegeben." Die Zahl und der Text sind irreführend und suggerieren, dass für Ökostrom im Jahr 2014 tatsächlich 25 Milliarden Euro ausgeben wurden bzw. der Ökostrom 2014 so viel gekostet hat.

Tatsächlich haben die Strom-Verbraucher nach Angaben der Netzbetreiber für den Ökostrom 22,4 Milliarden Euro an EEG-Umlage gezahlt. Dieses Geld wurde zwar von den Verbrauchern im Jahr 2014 für den Ökostrom schon aufgebracht, ist aber für den Ökostrom gar nicht voll eingesetzt worden. Auf dem EEG-Konto horten die Netzbetreiber derzeit Geld der Stromverbraucher in Höhe von 2,85 Milliarden Euro. Dieses Geld ist 2014 für den Ökostrom zwar schon vorab eingesammelt worden, wurde aber gar nicht gebraucht und konnte somit auch nicht ausgegeben werden.

Wie also kommt die FAZ zu der Aussage, dass die Verbraucher fast 25 Milliarden Euro für Ökostrom ausgegeben haben? Die merkwürdige FAZ-Rechung sieht offenbar so aus, dass die FAZ die von den Stromkunden gezahlte EEG-Umlage in Höhe von 22,4 Mrd. Euro als Ausgaben der Verbraucher, aber aus unerfindlichen Gründen auch die Einnahmen aus Konto-Zinserträgen und die Einnahmen aus dem Verkauf des EEG-Stroms an der Börse unzulässigerweise als Ausgaben der Verbraucher deklariert. In Summe sind das mit 24,6 Mrd. die von der FAZ postulierten knapp 25 Milliarden Euro.

Rekord: 5 Milliarden Euro an Industriebefreiung

Zwar werden in dem FAZ-Beitrag viele Rekorde rund um den Ökostrom vorgestellt. Es fehlt die von der Politik gewünschte Rekord-Befreiung der Industrie von der EEG-Umlage, die sich auf rd. 5 Milliarden Euro beläuft. Allein von 2013 auf 2014 ist die Befreiung der Industrie still und leise um eine weitere Milliarde Euro gestiegen. Diesen Betrag müssen die übrigen Verbraucher über eine höhere EEG-Umlage mit bezahlen. Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien hat die EEG-Umlagehöhe immer weniger zu tun.

Politik will es so: Verbraucher zahlen für niedrige Strompreise der Industrie

Mit der Änderung des Wälzungsmechanismus im Jahr 2010 hat die Politik selbst dafür gesorgt, dass der EEG-Strom ausschließlich an der Börse vermarktet werden muss. Mit dieser Maßnahme wurde gleichzeitig die Spirale sinkender Börsen-Strompreise eingeleitet. Die politischen Vorgaben gehen sogar soweit, dass der grüne EEG-Strom an der Börse nicht als Ökostrom, sondern nur als neutraler "Graustrom" verkauft werden darf. Das bedeutet konkret, dass niemand an der Börse "grünen" Ökostrom einkaufen kann, selbst wenn dies so auf der Verbraucher-Stromrechnung angegeben ist bzw. dem Verbraucher suggeriert wird, er hätte als Verbraucher EEG-Ökostrom bezogen.

Fazit: Der von der Politik eingeführte Vermarktungs-Mechanismus für den EEG-Ökostrom führt seit 2010 zu politisch gewünschten drastisch sinkenden Strompreisen an der Börse. Davon profitieren in erster Linie die Großabnehmer und die Industrie, zusätzlich zur Befreiung von der EEG-Umlage. Mit dieser politischen Maßnahme wird die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie durch die gewünschten niedrigen Strompreise an der Börse gestärkt. Diesen industriepolitischen Effekt finanzieren jedoch die Verbraucher wegen der niedrigen Verkaufspreise für den EEG-Strom (geringere Einnahmen auf dem EEG-Konto) über eine höhere EEG-Umlage.

Quelle: IWR Online
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