EnBW investiert in wasserstofffähige Gaskraftwerke
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Stuttgart - In Stuttgart-Münster ist am Freitag letzter Woche (31.03.2023) der traditionelle Spatenstich für das erste von drei neuen wasserstofffähigen Gaskraftwerken des Energiekonzerns EnBW erfolgt. Es ist der Startschuss für Investitionen in Milliardenhöhe in Baden-Württemberg.
EnBW will im mittleren Neckarraum die Stromerzeugung aus Kohle bis 2026 vollständig beenden und die CO2-Emissionen deutlich senken. Dazu investiert das Unternehmen in Baden-Württemberg in drei neue Gaskraftwerke mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von rund 1,6 Mrd. Euro. Wie an allen „Fuel Switch“-Standorten, soll auch die neue Anlage in Stuttgart spätestens 2035 mit grünem Wasserstoff betrieben werden.
Offizieller Spatenstich am Standort Stuttgart-Münster mit Umweltministerin Walker und Oberbürgermeister Nopper
Um den künftigen Bedarf an regelbarer Leistung zu decken, der aus dem Atom- und Kohleausstieg sowie dem Ausbau erneuerbarer Energien entsteht, sind zusätzliche Gaskraftwerke geplant. Der Energiekonzern EnBW baut im Rahmen des Fuel Switches von Kohle auf Gas am Standort Stuttgart-Münster in Baden-Württemberg eines von drei neuen wasserstofffähigen Gaskraftwerken. Durch die Möglichkeit einer späteren Umrüstung auf Wasserstoff sollen sie zum Bestandteil einer klimaneutralen Stromerzeugung mit gleichzeitig hoher Versorgungssicherheit werden.
Zum offiziellen Auftakt der Bauarbeiten für das erste Gaskraftwerk haben in der letzten Woche am Standort auf dem Kraftwerksgelände am Neckar unter anderem Baden-Württembergs Umweltministerin Thekla Walker, der Stuttgarter Oberbürgermeister Frank Nopper und der EnBW-Vorstand für Nachhaltige Erzeugungsinfrastruktur Georg Stamatelopoulos teilgenommen.
„Mit Fuel-Switch-Projekten wie hier in Stuttgart-Münster ebnet die EnBW den Weg für den Kohleausstieg und zugleich zur deutlichen Minderung von klimaschädlichen Treibhausgasen. Sie sichert das hohe Niveau unserer Versorgungssicherheit - heute zwar noch mit fossilem Erdgas, aber der nächste Fuel-Switch ist bereits vorgezeichnet, nämlich der Wechsel auf grüne Gase beziehungsweise grünen Wasserstoff“, so Umweltministerin Walter zum Start der Bauarbeiten. „Wir bauen die erneuerbaren Energien massiv aus. Es tut sich jedoch - insbesondere im Süden Deutschlands - eine Lücke an sicherer, ständig verfügbarer Stromproduktion auf. Darauf zielen unsere Fuel Switch Projekte wie hier in Stuttgart-Münster“, ergänzt EnBW-Vorstand Stamatelopoulos.
Herzstück der Anlage: Moderne Gasturbinen von Siemens Energy
Die beiden neuen Turbinen am Standort Stuttgart-Münster ersetzen drei kohlebefeuerte Kessel aus den 1980er und 90er Jahren sowie drei heizölbetriebene Turbinen. Die Anlagen werden von Anfang an so gebaut, dass das Erdgas möglichst rasch und vollständig durch Wasserstoff ersetzt werden kann, wenn dieser voraussichtlich in 10 bis 12 Jahren in ausreichender Menge zur Verfügung steht, so EnBW.
Herzstück der Anlage sind zwei Gasturbinen vom Typ SGT-800 von Siemens Energy. Sie verfügen insgesamt über eine elektrische Leistung von rund 124 MW. Vertraglich geregelt ist, dass die neuen Turbinen bereits ab ihrer Auslieferung im Jahr 2024 bis zu 75 Prozent Wasserstoff-Beimischung verarbeiten können. Auch das Upgrade der Gesamtanlage für 100 Prozent Wasserstoff ist vorgesehen.
Die Fertigstellung des neuen Gasheizkraftwerks ist für 2025 geplant. Damit nimmt das Projekt in der Landeshauptstadt von Baden-Württemberg eine bundesweite Vorreiterrolle ein.
Großwärmepumpen zur Abwärmenutzung aus Kühlwasser bereits im Bau
Neben dem Fuel-Switch von Kohle auf Gas bereitet EnBW am Standort des Kraftwerks auch die Geothermie-Nutzung vor. Voraussichtlich noch im vierten Quartal 2023 soll am Standort eine neuartige, vom BMWK geförderte Großwärmepumpe mit einer Fernwärmeleistung von bis zu 24 MW in Betrieb gehen. Die Großwärmepumpe in Stuttgart-Münster wird eine der ersten Anlagen in Deutschland in dieser Größenordnung sein.
Die Wärmepumpe nutzt die Abwärme aus dem Kühlwasser und soll mit Grünstrom aus dem biogenen Anteil der Abfallverbrennung am Standort angetrieben werden. Durch den Umbau können nach EnBW-Angaben jährlich rund 15.000 Tonnen CO2 vermieden werden.
Quelle: IWR Online
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