Erneuerbare machen 50 Prozent des weltweiten Kraftwerkzubaus aus
London – Die International Energy Agency (IEA) hat ihren neuen Weltenergieausblick vorgestellt, den „World Energy Outlook“ für das Jahr 2015 vorgelegt. Demnach steigt die Bedeutung der erneuerbaren Energien insbesondere im Stromsektor immer weiter an. Fast die Hälfte der 2014 weltweit neu installierten Kraftwerkskapazitäten basieren bereits auf erneuerbaren Energien.
Zudem warnt die IEA davor, die derzeit niedrigen Ölpreise zu positiv zu bewerten. Eine längere Periode mit geringen Ölpreisen könnte Fragen der Sicherheit der Energieversorgung aufwerfen, weil die Abhängigkeit von einer kleinen Zahl von Ölproduzenten zunehme. Zudem bestehe das Risko eines deutlichen Preisanstiegs, wenn die Investitionen in der Ölindustrie ausbleiben.
Mittleres Szenario: Ölpreis 2020 wieder bei 80 US-Dollar
In verschiedenen Szenarien schätzt die IEA in ihrem Outlook die Entwicklung des Ölpreises ab. Im mittleren Szenario beispielsweise würde der Ölpreis bis 2020 wieder auf etwa 80 US-Dollar je Barrel ansteigen. Die IEA glaubt zudem, dass die Ölimporte von China bis 2040 in etwa fünf Mal so hoch wie die der USA werden. Die Ölimporte Indiens würden die Importe der gesamten EU dann locker übersteigen. IEA-Chef Fatih Birol stellte heraus, dass es ein gravierender Fehler sei, die Versorgungssicherheit nur an den Ölpreisen abzulesen. Die Zeitperioden geringer Ölpreise müssten vielmehr intensiv genutzt werden, um Lösungen für mögliche Versorgungsengpässe in der Zukunft zu finden.
Ein weiterer zentraler Punkt im World Energy Outlook ist das absehbare Ende des weltweiten Kohlebooms. Der Höhepunkt des Kohleverbrauchs in China sei bereits nahe. Dies gehe einher mit einem nachlassenden Wirtschaftswachstum im Land der Mitte. Indien, das im Outlook einen wichtigen Raum einnimmt, rückt in den Fokus der Energiefragen. Hohes Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum bei einem bislang geringen Pro-Kopf-Energieverbrauch würden die Nachfrage dort stark ansteigen lassen.
Erneuerbare werden Anfang der 2030er Jahre zur Stromquelle Nummer eins
Insgesamt werde die Energienachfrage weltweit zwischen 2013 und 2040 um etwa ein Drittel ansteigen, so die IEA. In vielen Märkten werden dabei die Energieeffizienz-Technologien eine wichtige Rolle spielen, wobei die günstigen Ölpreise diese Entwicklung ein wenig untergraben könnten.
Hinsichtlich der bevorstehenden UN-Klimakonferenz in Paris sehe man deutliche Anzeichen für eine weltweite Energie-Transformation. Die erneuerbaren Energien, die inzwischen zur zweitwichtigsten Stromquelle nach der Kohle geworden sind, machten 2014 knapp die Hälfte der insgesamt installierten Kraftwerkskapazitäten rund um den Globus aus. Zudem unterliege inzwischen rund ein Viertel des weltweiten Energieverbrauchs bestimmten Regularien zur Einhaltung von Energieeffizienz-Standards.
Aus Sicht der IEA und mit Blick auf die zahlreichen Länderbeiträge zum Klimaschutz im Vorfeld der Konferenz entwickeln sich die erneuerbaren Energien in der Zeit bis 2040 zur dominierenden Form der Energieversorgung. Der Einsatz regenerative Energien wird weltweit wachsen mit einem starken Fokus auf der Stromerzeugung. Laut IEA werden die Erneuerbaren die Kohle als wichtigsten Stromlieferanten etwa Anfang der 2030er Jahre ablösen. Demnach werden erneuerbare Energien 2040 in der EU etwa 50 Prozent, in China und Japan etwa 30 Prozent und in den USA und Indien etwa 25 Prozent der Erzeugung abdecken.
Quelle: IWR Online
© IWR, 2015