04.08.2015, 10:49 Uhr

Finnischer AKW-Betreiber erhöht Forderungen an Siemens und Areva

Eurajoki, Finnland / Münster – Der finnische Auftraggeber für das Kernkraftwerk Olkiluoto 3, das seit 2005 im Südwesten Finnlands gebaut wird, hat seine Forderungen gegenüber den beauftragten Kraftwerksbauern Areva und Siemens aufgrund der immer langwierigeren Verzögerungen nun weiter erhöht. Es geht um Milliarden.

Im Jahr 2003 hatte der finnische Atomkraftwerks-Betreiber Teollisuuden Voima Oyj (TVO) den Auftrag zum Bau des 1.600 Megawatt (MW) großen Kraftwerksblocks erteilt. Ziel war es, diesen Block im Jahr 2009 in Betrieb zu nehmen. Aufgrund zahlreicher Pannen und Verzögerungen gehen die Beteiligten inzwischen davon aus, dass das Kraftwerk Ende 2018 fertig werden könnte. Diese Verzögerungen werden für Areva und Siemens immer teurer.

Forderungen von TVO wachsen um weitere 300 Mio. Euro

Nun hat TVO mitgeteilt, dass die Forderungen gegen die beiden Kraftwerksbauer von 2,3 auf 2,6 Milliarden Euro erhöht werden. Die Verhandlungen über den Schadenersatz laufen über ein internationales Schiedsgericht. Wie TVO mitteilt, geht man nach aktuellen Daten und Erkenntnissen davon aus, dass die Kosten und Verluste sich bis Dezember 2018 auf 2,6 Mrd. Euro summieren werden. Dann soll der Reaktor nach aktuellem Stand mit der regulären Stromerzeugung beginnen. Gleichzeitig würden Siemens und Areva noch Forderungen gegen TVO in Höhe von 3,4 Mrd. Euro stellen.

Veranschlagte AKW-Gesamtkosten verdreifachen sich

Auch die Kosten für das Atomkraftwerk haben die ursprünglichen Pläne bei weitem gesprengt. Der Festpreis für die Anlage sollte etwa drei Mrd. Euro betragen. Inzwischen ist von Gesamtkosten von rund neun Mrd. Euro die Rede. Siemens hat sich inzwischen aus dem Baugeschäft für neue AKWs zurückgezogen, bearbeitet aber noch die Altaufträge. Zu dem Projekt in Finnland hatte ein Sprecher von Siemens bereits im Jahr 2014 erklärt, dass es „sicher kein profitables“ Bauprojekt werde. Probleme beim Bau und eine Vielzahl beanstandeter Baumängel werden als Gründe für die Kostenexplosion und die massiven Verzögerungen angegeben.

Quelle: IWR Online

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