Fracking: UBA kontert "Panorama"-Vorwürfe
Münster / Dessau-Roßlau – Ein Bericht zur umstrittenen Fracking-Technologie im ARD-Politmagazin Panorama hat in der letzten Woche für Aufsehen gesorgt. Die Auslegung eines Gutachtens zu den Fracking- Gefahren durch das Umweltbundesamt (UBA) wurde darin als fragwürdig dargestellt, doch das UBA verweist nun auf ein weiteres Gutachten. Ungeachtet dessen will Umweltministerin Hendricks zügig einen Gesetzentwurf auf den Weg bringen.
Für UBA-Präsidentin Maria Krautzberger stand bei der Vorstellung des Gutachtens im Juli fest, dass Fracking eine Risikotechnologie ist und bleibe. In der Panorama-Sendung wurde der Eindruck vermittelt, dass UBA gäbe das Fazit der besagten Studie falsch wieder. Demnach ließen sich aus diesem Gutachten keine unbeherrschbaren Risiken ableiten. Für das UBA ist diese Darstellung jedoch irreführend, da man sich auf ein anderes Gutachten beziehe.
UBA stützt Fracking-Bewertung auf andere Teilstudie
Es geht um eine Studie mit dem Titel "Umweltauswirkungen von Fracking bei der Aufsuchung und Gewinnung von Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten - Teil 2" im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA). Uwe Dannwolf ist Hydrogeologe und Geschäftsführer der mit der Studie beauftragten Riskcom GmbH aus Pforzheim. Das UBA erklärte nun, dass seine Risikobewertung für das Schiefer- und Kohlegasfracking gar nicht auf dem vom NDR zitierten Gutachten der Riskcom GmbH aus dem Jahr 2014 basiere, sondern auf dem Gutachten der Firma ahu AG und dem Rheinisch-Westfälischen Institut für Wasser (IWW) aus dem Jahr 2012. Bei den Studien handelt es sich laut UBA um eigenständige Teilgutachten, die unter dem Haupttitel „Umweltauswirkungen von Fracking bei der Aufsuchung und Gewinnung von Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten.“ veröffentlicht worden sind.
UBA: Vermeintliche Widersprüche hätten sich aufklären lassen
Die UBA-Bewertung der Fracking-Technologie als „Risikotechnologie“ basiert auf der Gesamtschau dieser beiden Teilstudien, die Einschätzung der Risiken im Wesentlichen auf der ersten Teilstudie. Das UBA habe Ende Juli seine Risikobewertung und die aus seiner Sicht wichtigen Schlussfolgerungen aus beiden Gutachten ausführlich dargelegt und auch der Panaroma-Redaktion vor Ausstrahlung der Sendung schriftlich per Email erläutert. Die Redaktion des NDR habe dem UBA zu keinem Zeitpunkt mitgeteilt, dass sie mögliche Widersprüche zwischen dem Gutachten der Riscom GmbH und der Risiko-Einschätzung des UBA ansprechen möchte und eine entsprechende Kommentierung der Äußerung der Firma bzw. deren Leiter Herrn Dannwolf wünscht. Bei so einer Vorgehensweise hätten sich die vermeintlichen Widersprüche schnell aufklären lassen, so die Einschätzung des UBA.
UBA: Flowback-Entsorgung ungeklärt
Zudem besteht aus Sicht des UBA eine Reihe von Wissenslücken, die Risiken für Mensch und Umwelt bergen können. Zur Gewinnung von Schiefergas- und Kohlegas bestehen in Deutschland zum Beispiel kaum konkrete Erfahrungen. Völlig ungeklärt ist die Aufbereitung des sogenannten Flowbacks, der Spülungsflüssigkeit, die während des Bohrens und Frackens und kurz danach wieder oberirdisch austritt. Dieser Flowback enthält neben den zum Fracken verwendeten und eingebrachten Chemikalien weitere, zum Teil giftige Substanzen aus dem Untergrund, etwa Schwermetalle, aromatische Kohlenwasserstoffe oder örtlich sogar radioaktive Substanzen. In Deutschland wurde bisher kein Flowback aufbereitet und wieder eingesetzt. Noch immer ist die Verpressung von Flowback in den Untergrund der ausschließliche Entsorgungspfad. Zu diesem Ergebnis komme auch das zweite Teilgutachten der Firma Riscom.
Hendricks will die weltweit strengsten Fracking-Regeln
Das ganze Thema ist deshalb brisant, weil die Bundesregierung kurz davor steht, ein Fracking-Gesetz auf den Weg zu bringen. Umweltministerin Hendricks verfolgt unverändert den Plan, dass ein solches Gesetz in 2015 in Kraft tritt. Das Bundeskabinett soll noch in 2014 einen entsprechenden Gesetzentwurf verabschieden. Dies bekräftigte Hendricks in einem aktuellen Interview mit RP-Online. Die Ministerin betonte dabei erneut, dass man in Deutschland die „strengsten Regeln einführen“ werde, die es weltweit für diese Gasfördertechnik, also Fracking, gibt.
:
UBA-Studie Fracking: Hickhack um Gutachten-Interpretation
© IWR, 2014