09.05.2014, 11:24 Uhr

Geothermie: Branche fordert langfristige Perspektive - Daldrup bohrt für BMW

Berlin/Augsburg/Grünwald/Ascheberg – Auch die Geothermie-Branche hat sich in der Diskussion um das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zu Wort gemeldet. Dr. Erwin Knapek ist Chef der beiden zentralen Geothermie-Verbände und fordert, dass der grundlastfähigen Geothermie eine langfristige Perspektive gegeben wird. Einen Auftragserfolg meldet unterdessen der Bohrspezialist Daldrup.

Knapek ist Vorsitzender des Wirtschaftsforums Geothermie e.V. (WFG) und Präsident des GtV-Bundesverbandes Geothermie e.V. (GtV-BV). In der auf Wind,- Solar- und Bioenergie fokussierten EEG-Debatte erklärt er: „Es wird dem Bundestag eine EEG-Novelle zur Diskussion vorgelegt, die auf die technologiespezifische Entwicklung der Tiefengeothermie praktisch keine Rücksicht nimmt.“

Demo in Berlin – Geothermie braucht Regelungen wie Offshore-Wind

Am morgigen 10. Mai organisieren die Vertreter der Erneuerbaren–Energien-Branche eine Großdemonstration in Berlin. Mit dem Appell „Erneuerbare Energiewende Jetzt!“ wenden sich Mitarbeiter und Unternehmensvertreter beim Zug durch das Berliner Regierungsviertel an Politiker der Bundes- und Landesebene. Auch die Geothermieverbände sind mit dabei.

Knapek appelliert: „Die tiefe Erdwärme ist noch auf die Sicherheit des Erneuerbare-Energien-Gesetz angewiesen, um einen Markt für diese Technologie zu entwickeln und die Kosten zu reduzieren. Bis zum Jahr 2030 erwarten wir, die Kilowattstunde Strom aus Geothermie für weniger als neun Cent zu erzeugen. Solche Fortschritte müssen von der Politik anerkannt werden. Für Offshore-Windenergieanlagen hat die Bundesregierung dies bereits getan. Sie hat mit Augenmaß Regelungen geschaffen, welche auf die mehrjährigen Projektlaufzeiten und komplexen Genehmigungsverfahren Rücksicht nehmen. Die Geothermie braucht ähnliche Regelungen.“

Daldrup bohrt bei BMW für Wärmespeicher-Projekt

Einen Projekterfolg, der aber lediglich für die geothermische Wärmeversorgung und damit nicht in den EEG-Einflussbereich fällt, meldet parallel die Daldrup & Söhne AG. Sie hat den Zuschlag für die Niederbringung einer ca. 540 m tiefen Forschungsbohrung am BMW Standort Dingolfing erhalten. BMW plant, am Standort Werk Dingolfing einen geothermischen Wärmespeicher zu nutzen. Dazu soll eine geothermische Dublette mit einer Heiß- und einer Kaltbohrung errichtet werden.

BMW will Abwärme aus dem Werk in der Tiefe speichern

Die Funktionsweise des geplanten geothermischen Wärmespeichers beruht darauf, die im Sommer anfallende Abwärme des BMW-Werks über die Heißbohrung in die grundwasserführenden Schichten des Malm einzuleiten. Im Winter wird die Durchströmungsrichtung umgekehrt, und die Wärme im Werk wieder genutzt. Aus der Kaltbohrung wird im Sommer das zur Wärmespeicherung benötigte Wasser gefördert. Im Winter wird das nach der Wärmeabgabe im Werk wieder abgekühlte Wasser in die Kaltbohrung re-injiziert.

Daldrup bringt eine Forschungsbohrung mit dem Ziel nieder, den Untergrund geowissenschaftlich zu erkunden. Außerdem ist geplant, Wärmespeicherversuche in der Bohrung vorzunehmen, die den Betrieb des späteren Wärmespeichers simulieren sollen. Diese Arbeiten werden als Vorbereitung der Einrichtung der eigentlichen Dublette für den Wärmespeicher ausgeführt. Die Bohrungen und Testreihen sind von Mai bis August 2014 vorgesehen. Die Aktie von Daldrup steigt im Handel am Freitag um bislang 7,1 Prozent auf 12,35 Euro (Stand 10:20 Uhr).

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