Grüner Stahl in Sachsen: Kooperation von Feralpi Stahl und Juwi könnte Sachsen zu Vorreiter für klimafreundlichen Stahl machen

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Riesa/Brandis - In Sachsen prüfen Feralpi Stahl und Juwi, ob regional erzeugter Wind- und Solarstrom künftig zur Versorgung des Stahlwerks in Riesa beitragen kann. Eine Absichtserklärung markiert den möglichen Beginn einer engeren Kooperation, die auch für zusätzliche Dynamik bei der Energiewende in der Region sorgen könnte.
Der Stahlkonzern Feralpi Stahl und der Projektentwickler Juwi evaluieren, ob geplante Juwi-Windparks in Mittelsachsen und Nordsachsen wirtschaftlich und technisch geeignet sind, einen Teil des Strombedarfs des energieintensiven Stahlwerks zu decken. Die Kooperation befindet sich im Prüfstadium, könnte aber Impulse für weitere Industrievorhaben mit erneuerbaren Energien in Sachsen setzen.
Regionaler Ökostrom für die Stahlproduktion
Feralpi Stahl und Juwi untersuchen, ob regionale Wind- und Solarprojekte zur klimafreundlicheren Stromversorgung der Stahlproduktion in Riesa beitragen können. Grundlage ist eine neu unterzeichnete Absichtserklärung, die eine Prüfung der Machbarkeit vorsieht. Voraussetzung für eine Beteiligung von Feralpi ist, dass sich das Projekt als wirtschaftlich tragfähig erweist. Beide Unternehmen erweitern damit ihre bestehenden Strategien zur Dekarbonisierung beziehungsweise zum Ausbau erneuerbarer Energien, ohne bereits Entscheidungen zur Umsetzung zu treffen. Die beiden Windparks sollen aus fünf beziehungsweise sechs Windenergieanlagen bestehen. Jede Anlage soll jährlich rund 20 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen.
Das Stahlwerk in Riesa, das seit 1994 betrieben wird und rund 850 Mitarbeitende beschäftigt, gehört zu den energieintensiven Industrieanlagen in Sachsen. Die Feralpi-Gruppe verfolgt das Ziel, bis 2050 klimaneutral zu produzieren. Geschäftsführer Uwe Reinecke betont die Bedeutung regionaler Energieprojekte für diese Strategie: „Wir dekarbonisieren unsere Produktionsprozesse konsequent. Die Zusammenarbeit mit Juwi stellt einen weiteren möglichen Schritt auf unserem Weg zum Hauptziel dar: grünen Stahl in Riesa zu produzieren.“ Die laufende Investition von mehr als 220 Millionen Euro am Standort verdeutliche, so Reinecke, dass das Unternehmen langfristig auf die deutsche Stahlproduktion setzt.
JUWI entwickelt seit 2011 von Brandis aus Projekte im Bereich erneuerbare Energien in Sachsen. Erste Windparks im Landkreis Mittelsachsen könnten ab 2029 ans Netz gehen.
Juwi-Geschäftsführer Christian Arnold sieht im möglichen Schulterschluss mit der Industrie eine wichtige Perspektive für regionale Energieprojekte: „Die Zusammenarbeit mit einem energieintensiven Unternehmen wie Feralpi Stahl kann als Modell für weitere Projekte dienen und zeigt, dass eine Transformation hin zu einer klimaneutralen Schwerindustrie in Deutschland möglich ist.“
Wertschöpfung vor Ort und Impulse für Industrienetze
Neben den Klimaschutzaspekten betonen beide Unternehmen die wirtschaftliche Bedeutung regionaler Energieerzeugung. Durch den Bau und Betrieb der Wind- und Solaranlagen könnten verstärkt Aufträge an Unternehmen in Mittelsachsen und Nordsachsen vergeben werden. Die regionale Stromproduktion soll Energieimporte ersetzen und gleichzeitig Akzeptanz für erneuerbare Energien erhöhen, indem wirtschaftliche Effekte vor Ort sichtbar werden.
Die Kooperation zwischen Feralpi Stahl und Juwi fügt sich in die Aktivitäten der 2022 gegründeten Energie- und Wasserstoff-Allianz im Industrie-Bogen Meißen ein. Zusammen mit weiteren regionalen Großunternehmen arbeitet Feralpi Stahl dort an Lösungen für steigende Energiepreise, Versorgungssicherheit und Klimaschutz. Die beteiligten Betriebe benötigen jährlich rund 2,1 Milliarden Kilowattstunden Strom und etwa 1,4 Milliarden Kilowattstunden Erdgas - ein erhebliches Potenzial für den regionalen Ausbau erneuerbarer Energien.
Quelle: IWR Online
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