Hitzewelle in den USA lenkt Fokus auf Klimawandel
Münster - In der vergangenen Woche haben weite Teile des mittleren Westens und Nordostens der USA unter einer extremen Hitzewelle gelitten. Hierdurch gelangte das Thema Klimawandel wieder verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit. Die Temperaturen näherten sich gegen Ende der letzten Woche im Nordosten des Landes der 40-Grad-Marke (Celsius). Die wöchentlichen Durchschnittstemperaturen beliefen sich dort zwischen 34 Grad in Boston und 35,5 Grad Washington, D.C. Damit war es an diesen Orten sechs Grad bzw. vier Grad wärmer als im langjährigen Mittel. Am vergangenen Freitag (19. Juli) hat der Stromnetzbetreiber des US-Bundesstaats New York gemeldet, dass aufgrund der anhaltenden Hitze ein neuer Rekordwert für den Stromverbrauch aufgestellt wurde.
Luftfeuchtigkeit trägt Mitschuld an starker Hitze
Die steigenden Temperaturen haben das Thema Klimawandel wieder in den Fokus rücken lassen. Dabei gehen die Meinungen von US-Wissenschaftlern auseinander, ob ein konkreter Zusammenhang zwischen der globalen Klimaerwärmung und der Hitze der vergangenen Woche besteht. Ein Meteorologe des amerikanischen Wetterdienstes AccuWeather findet beispielsweise, dass der Klimawandel keine Schuld an der aktuellen Hitzewelle trägt. Er weist darauf hin, dass letzte Woche Rekordwerte bei Hochtemperaturen nur in den Nachtstunden gemessen wurden und die erdrückende Hitze eher auf die hohe Luftfeuchtigkeit und nicht die hohen Temperaturen zurückzuführen sei. Zudem würden in städtischen Gegenden wie New York City derartige Hitzewellen durch ein Phänomen namens "Urban Heat Island Effects" unverhältnismäßig verstärkt. Danach sollen städtische Gebiete im Falle von Hitzeperioden wegen des hohen Anteils der versiegelten Fläche sowie weiterer Faktoren besonders betroffen sein. Die Klimaforscher rechnen dem Klimawandel ungern vereinzelte Hitzewellen wie in der vergangenen Woche in den USA zu. Aber sie weisen sie auf die zunehmende Häufigkeit von Extremwetterereignissen hin. Dieser Trend deutet nach Ansicht des überwiegenden Anteils der Klimaforscher auf den Einfluss einer globalen Erwärmung hin. „Statistiken allein können uns nichts über die Ursache einzelner Hitzewellen sagen, aber sie zeigen uns eine große und systematische Zunahme der Anzahl von Hitzerekorden durch den Klimawandel“, erläuterte Stefan Rahmstorf, Leiter des Forschungsbereichs Erdsystemanalyse am Potsdam-Institut für Klimaforschung.
Hitzewellen fordern zunehmend Todesopfer
Die Hitzewelle der letzten Woche, bei der nach Angaben der New York Daily News neun Menschen ums Leben gekommen sind, hat gezeigt, dass die anhaltenden hohen Temperaturen für Menschen gefährlich werden können. Berechnungsmodelle einer kürzlich erschienenen Studie zur Auswirkung des Erwärmungstrends auf die Menschen in Manhattan zeigen, dass als Folge des Klimawandels eine steigende Zahl von Todesopfern bei Hitzewellen zu erwarten ist. Nach den Abschätzungen der Autoren der Studie „Projections of seasonal patterns in temperature- related deaths for Manhattan, New York“ soll bis 2020 die Todesopferzahl in der Stadt aufgrund von häufigeren Hitzeperioden um 6 Prozent zunehmen. Die Mortalitätsrate könnte sich bei Hitzewellen bis 2080 sogar um etwa 30 Prozent erhöhen. Dabei sollen sich die sommerlichen Hitzewellen mit steigender Tendenz auf Monate wie Mai und September ausdehnen.
Anpassungsstrategien für Städte gewinnen an Bedeutung
Auch in den USA werden zunehmend Anpassungsstrategien für den Klimawandel entwickelt. Vor allem in städtischen Gebieten, die der Hitze aufgrund der versiegelten Flächen in verstärktem Maß ausgesetzt sind, gewinnen sie an Bedeutung. Bereits seit 2007 baut New York City z.B. sein eigenes Klimaanpassungsprogramm PlaNYC aus. Im Rahmen dessen werden neue Bäume gepflanzt, Dächern wird ein weißer Anstrich verpasst und es werden "cooling centres" errichtet, wo Menschen Schutz vor der Hitze finden können. Dabei will sich die Stadt proaktiv bei der Klimaanpassung engagieren, um die erwarteten Erwärmungsauswirkungen des Klimawandels auf die Menschen vor Ort so gut wie möglich zu mindern.
© IWR, 2013