17.04.2013, 16:44 Uhr

Höhere CO2-Preise retten den Klimafonds nicht

Münster – Die niedrigen Preise für CO2-Zertifikate reißen ein Milliardenloch in den Energie- und Klimafonds der Bundesregierung. Mit diesem Fonds soll ein Teil der Kosten für die Energiewende gedeckt werden. Eigentlich sollten aber ab 2013 jährlich rund drei Mrd. Euro aus dem Zertifikatehandel in den Fonds fließen. Kalkuliert hat die Regierung dabei mit einem Preis von etwa 17 Euro je CO2-Zertifikat. Bei den aktuellen Preisen am Primärmarkt der Leipziger Energiebörse EEX von 4,67 Euro würde sich eine Finanzierungslücke von über zwei Milliarden Euro auftun. Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) erklärte gegenüber der "Westfalenpost", dass die Bundesregierung nun versuchen werde, auf andere Geldmittel zurückzugreifen. Aus dem Energie- und Klimafonds stammen unter anderem die Mittel für energetische Gebäudesanierungen, Speicherprojekte sowie für den Ausbau der Elektromobilität.

Milliardenloch im Klimafonds auch im Falle des Backloading

Altmaier hatte auch auf eine Verknappung der CO2-Zertifikate gesetzt, um die Preise zu stabilisieren. Dazu sollten rund 900 Millionen Zertifikate erst zu einem späteren Zeitpunkt als ursprünglich vorgehsehen auf den Markt gegeben werden. Doch dieses auch als Backloading bezeichnete Verfahren ist nun vom EU-Parlament zunächst abgelehnt worden und muss über den Umwelt-Ausschuss erneut mit den Mitgliedstaaten verhandelt werden. Allerdings würden auch durch Backloading unter dem Strich nicht zwangsläufig zusätzliche Mittel in den deutschen Energie- und Klimafonds fließen. Denn wegen der geringeren Menge an Zertifikaten, die auf den Markt gebracht werden, würde ein höherer Einzelpreis pro Zertifikat im Endergebnis keine zusätzlichen Erlöse bedeuten.

Versorger-Aktien tauchen nach EU-Entscheidung ab

Nicht nur der Energie- und Klimafonds leidet unter den gesunken CO2-Preisen, auch die Aktionäre der europäischen Versorger haben gestern Verluste einstecken müssen. Besonders betroffen waren die Titel von E.ON (-5 Prozent), GDF Suez (-2,5 Prozent), RWE (-2,2 Prozent) und Iberdrola (-1,3 Prozent). Grund für diese Kursverluste ist die Implikation, dass sinkende CO2-Preise auch sinkende Strompreise bedeuten. An der EEX sind die Strompreise am Terminmarkt gestern auch für das Lieferjahr 2014 erstmals unter 4 Cent je Kilowattstunde gefallen. Nach dem Kalkül der Anleger sinken damit aber gleichzeitig die Margen der Stromversorger mit einem Kraftwerkspark. Im Vorteil sind derzeit solche Stromversorger, die ohne eigene Kraftwerke am Markt agieren.

Backloading hätte auch EEG-Umlage gesenkt

Im Übrigen hätte die Verknappung der CO2-Zertifikate über diesen Zusammenhang auch zu einer Entlastung der Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in Deutschland führen können. Auch hier spielen die Strompreise, die im Falle des Backloading steigen würden, die entscheidende Rolle. Ein steigender Strompreis am Spotmarkt der Börse, wo der EEG-vergütete Strom zum überwiegenden Teil vermarktet wird, steigert die Einnahmen und verringert die Differenz zu den Zahlungen der festen Einspeisevergütungen für EEG-Strom. Hierdurch würde die EEG-Umlage unter dem Strich entlastet.


© IWR, 2013