IEA-Bericht: Weltweiter Ausbau der erneuerbaren Energien auf Rekordkurs - Klimaneutralität erfordert noch stärkere Anstrengungen
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Paris, Frankreich - Stärkere Maßnahmen auf politischer Ebene und höhere Klimaziele im Vorfeld der Klimakonferenz COP26 hieven den globalen Ausbau der Erneuerbaren Energien (EE) 2021 auf ein neues Rekordniveau. Um das Ziel Netto-Nullemissionen bis 2050 zu erreichen, bedarf es aber einer weiteren Beschleunigung des EE-Ausbaus in allen Schlüsselsektoren.
Die internationale Energie Agentur (IEA) hat ihren aktuellen Bericht zum Status quo des weltweiten EE-Ausbaus inklusive Prognose der weiteren Entwicklung bis zum Jahr 2026 vorgelegt. Für 2021 erwartet die IEA einen neuen Rekord bei den Neuinstallationen. Für die nächsten Jahre geht die Agentur in ihrem Main Case-Szenario von einer weiteren Beschleunigung des Ausbautempos aus, sieht die Regierungen allerdings mit Blick auf das Net-Zero Ziel weiter vor großen Herausforderungen.
EE-Ausbau erreicht 2021 trotz angespanntem Wirtschaftsumfeld neuen Rekord
Trotz steigender Kosten für zentrale Materialien von Solarmodulen und Windturbinen wird der Zubau neuer erneuerbarer Stromkapazitäten im laufenden Jahr 2021 weltweit auf 290.000 Megawatt (MW, 290 Gigawatt - GW) ansteigen. Damit kann der bisherige Höchststand aus dem Vorjahr 2020 übertroffen werden, so die IEA in der neuesten Ausgabe ihres jährlichen Marktberichts über erneuerbare Energien.
Die IEA erwartet, dass der Zubau an erneuerbaren Kapazitäten im Zeitraum 2021 bis 2026 um 50 Prozent höher sein wird als im Zeitraum 2015 bis 2020. Dies ist auf die stärkere Unterstützung durch die Politik der Regierungen und die ehrgeizigeren Ziele für saubere Energien zurückzuführen, die vor und während der COP26-Klimakonferenz angekündigt wurden. Die IEA geht davon aus, dass die weltweite EE-Stromerzeugungskapazität bis 2026 gegenüber 2020 um mehr als 60 Prozent auf über 4,8 Mio. MW (4.800 GW) ansteigen wird, was in etwa der derzeitigen weltweiten Gesamtkapazität von Anlagen auf Basis fossiler Brennstoffe bzw. Kernenergie zusammen entspricht. Auf die erneuerbaren Energien werden bis 2026 fast 95 Prozent des Anstiegs der weltweiten Stromerzeugungskapazität entfallen, mit einem Schwerpunkt bei der Photovoltaik, die mehr als die Hälfte des Zubaus ausmachen wird.
Die Photovoltaik bleibt das Zugpferd für das Wachstum der EE-Stromerzeugung, wobei der Kapazitätszuwachs bis 2021 voraussichtlich um 17 Prozent auf einen neuen Rekordwert von fast 160.000 MW (160 GW) ansteigen wird. Im gleichen Zeitraum wird der Zubau von Onshore-Windkraftanlagen im Durchschnitt um fast ein Viertel höher sein als von 2015 - 2020. Die Gesamtkapazität der Offshore-Windenergie wird sich bis 2026 voraussichtlich mehr als verdreifachen.
China, Indien, Europa und USA - 80 Prozent des weltweiten EE-Ausbaus in vier Märkten
Das Wachstum der erneuerbaren Energien wird in allen Regionen im Vergleich zum Zeitraum 2015-2020 voraussichtlich zunehmen. China bleibt weltweit führend und wird nach IEA-Einschätzung 2026 eine Gesamtkapazität von 1,2 Mio. MW (1.200 GW) an Wind- und Solarenergie erreichen - vier Jahre früher als nach derzeitigem Ziel für 2030 angepeilt. In Bezug auf die Wachstumsrate wird Indien mit einer Verdoppelung der Neuinstallationen gegenüber 2015-2020 an der Spitze stehen. Auch in Europa und den Vereinigten Staaten wird sich der Ausbau im Vergleich zu den letzten fünf Jahren deutlich beschleunigen. Auf diese vier Märkte werden nach IEA-Einschätzung zusammen 80 Prozent des weltweiten Ausbaus der Kapazitäten für erneuerbare Energien entfallen.
EE-Ausbautempo muss für Netto-Null-Ziel bis 2050 weiter beschleunigt werden
Die Regierungen können das Wachstum der erneuerbaren Energien weiter beschleunigen, indem sie Rahmenbedingungen verbessern, so die IEA. Dazu müsste die Politik die wichtigsten Hindernisse angehen, wie Probleme bei der Genehmigung und Netzintegration, Fragen der sozialen Akzeptanz, uneinheitliche politische Ansätze und unzureichende Vergütung sowie hohe Finanzierungskosten in den Entwicklungsländern. Unter optimierten Rahmenbedingungen, d.h. Beseitigung einiger Hindernisse, kommt die IEA in einem zweiten Prognoseansatz zu dem Ergebnis, dass der durchschnittliche jährliche Zubau an EE-Kapazitäten im Zeitraum bis 2026 um ein Viertel höher sein könnte, als in dem Main Case-Ansatz prognostiziert.
Allerdings wäre auch im Fall des beschleunigten Ausbaus das Tempo auf einem globalen Weg zu Netto-Null-Emissionen bis Mitte des Jahrhunderts weiterhin deutlich zu niedrig. Dazu müsste die Kapazität der erneuerbaren Energien im Zeitraum 2021-26 im Durchschnitt fast doppelt so schnell ausgebaut werden, wie von der IEA in der Main Case-Variante angenommen.
Quelle: IWR Online
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