Insolvenzverfahren gegen Biomethan Händler BMP Greengas eröffnet
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München - Am Amtsgericht Karlsruhe wurde das Insolvenzverfahren gegen das Münchener Biomethan Handelsunternehmen BMP Greengas eröffnet. Die Insolvenz trifft viele Kraftwerksbetreiber und Stadtwerke und dürfte Auswirkungen auf die Umsetzung der Energiewende haben. Der VKU fordert die baden-württembergische Landesregierung zum Handeln auf.
Nachdem die BMP Greengas GmbH Ende Mai 2023 das Schutzschirmverfahren eröffnet hat, ist jetzt das Insolvenzverfahren gegen die mittelbare EnBW-Tochter eingeleitet worden. Damit einhergehend soll ein Sanierungsplan eingereicht werden. Im Anschluss soll der nach eigenen Angaben führende Vermarkter von Biomethan in Europa saniert sein und somit wieder regulär am Markt agieren können. Abhängig ist die erfolgreiche Sanierung auch von den Zugeständnissen der Kunden.
Schäden im dreistelligen Millionenbereich allein bei Stadtwerken zu befürchten
Als Gründe für die Einleitung des Schutzschirmverfahrens und das nunmehr eingeleitete Insolvenzverfahren nennt BMP „Marktverschiebungen“ und „den Ukrainekrieg“, die es dem Unternehmen unmöglich gemacht hätten, die mit den Kunden vereinbarten Mengen an Biomethan zu liefern. Diese Mengen seien aufgrund der dramatisch veränderten Beschaffungssituation für die BMP Greengas GmbH nicht oder nur deutlich erschwert verfügbar.
Im Zuge der Einleitung des Schutzschirmverfahrens hat BMP seinen Kunden daher mitgeteilt, dass viele Verträge nicht mehr wie vereinbart erfüllt werden können. Stattdessen wurden den Kunden Änderungsverträge über die tatsächlich beschaffbaren und lieferbaren Mengen vorgelegt.
Das hat auf Kundenseite vielfach zu Verunsicherungen und auch zu zum Teil schwerwiegenden wirtschaftlichen Verwerfungen geführt. Ausgehend von einer Erhebung des Stadtwerke-Netzwerks ASEW war ein Großteil der ursprünglich mit BMP abgeschlossenen Verträge langfristig angelegt: 60 Prozent haben eine Laufzeit bis mindestens 2026, ein Fünftel auch bis 2028 oder sogar länger. Vor diesem Hintergrund ergeben sich laut ASEW bei betroffenen Stadtwerken Schadenssummen in einer weiten Spanne, die von einem niedrigen, fünfstelligen Betrag bis zu Summen von 1,5 Mio. Euro pro Jahr reichen. Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) rechnet im Stadtwerkebereich infolge der angekündigten Mengenkürzungen und Preiserhöhungen insgesamt mit einem Schaden in dreistelliger Millionenhöhe.
VKU fordert Eingreifen der Landesregierung von Baden-Württemberg
Angesichts der wirtschaftlichen Schieflage des EnBW-Tochterunternehmens BMP fordert der VKU ein Eingreifen der baden-württembergischen Landesregierung, die mit 47 Prozent am EnBW-Konzern beteiligt ist.
„Das ist ein verheerendes Signal für die Energiewende, dass es überhaupt so weit gekommen ist. Hier war eindeutig die baden-württembergische Landesregierung gefordert, Einfluss auf den Mutterkonzern EnBW zu nehmen, um diesen Schaden und den massiven Vertrauensverlust abzuwenden. Lieferausfall und Ersatzbeschaffung ziehen in der Regel eine Verteuerung für alle Kunden nach sich, die dann möglicherweise mit noch teureren staatlichen Abfederungen kompensiert werden müssen“, kritisiert VKU Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing.
Es werde sich zeigen, welche Lieferverträge von BMP Greengas in welchem Umfang erfüllt werden und welche Lasten auf Stadtwerke zukommen werden. Sicher sei, dass sich veritable Lieferausfälle realisieren und der gesamte Markt nachhaltig gestört werden. Er warnt vor den möglichen Folgen für die Umsetzung der Energiewende. „Das ist nicht nur ein Desaster für die Kunden von BMP-Greengas, es ist eine Pleite für die Energiewende, weil die Ziele der Wärmewende torpediert werden“, so Liebing.
„Die betroffenen Stadtwerke müssen ein Desaster ausbaden, das sie nicht zu verantworten haben. Wir erwarten, dass die Eigentümer Verantwortung übernehmen: Gerade von einem öffentlichen Unternehmen und seinem Mehrheitseigner kann man dies zu Recht erwarten“, so Liebing in Richtung EnBW und baden-württembergische Landesregierung.
Quelle: IWR Online
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