Keine Dynamik: Wind- und Biomasse-Ausschreibungen stark unterzeichnet
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Bonn - Erklärtes Ziel der Bundesregierung ist ein massiver Ausbau der erneuerbaren Energien (EE) in Deutschland. Eine deutliche Beschleunigung des EE-Ausbaus zeichnet sich auch nach den jüngsten Ergebnissen der Ausschreibungsrunden der Bundesnetzagentur (BNetzA) perspektivisch allerdings weiterhin nicht ab.
Die Bundesnetzagentur (BNetzA) hat heute (12.10.2022) die Zuschläge der Ausschreibungen für Windenergieanlagen an Land und für Biomasseanlagen zum Gebotstermin 1. September 2022 sowie die Zuschläge der Ausschreibung für Biomethanlagen zum 1. Oktober 2022 veröffentlicht. Alle Gebotsrunden waren dieses Mal deutlich unterzeichnet.
BWE fordert Anpassungen am Wind an Land Ausschreibungsdesign - politisches Versagen im Süden
Bei einer ausgeschriebenen Menge von knapp 1.320 MW wurden 87 Gebote mit einer Gebotsmenge von insgesamt rund 773 MW eingereicht, damit wurde das mögliche Volumen nur zu rund 58,5 Prozent ausgefüllt. Die Bundesnetzagentur hat allen eingereichten Geboten einen Zuschlag erteilen können.
Die Gebotswerte der bezuschlagten Gebote liegen zwischen 5,76 ct/kWh und dem zulässigen Höchstwert von 5,88 ct/kWh. Mit 5,84 ct/kWh liegt der durchschnittliche, mengengewichtete Gebotswert nur knapp unter dem Höchstwert und bewegt sich auf dem Niveau der Vorrunde (5,85 ct/kWh).
Im Hinblick auf die regionale Verteilung der Zuschlagsmengen entfielen die größten Zuschlags-Volumina diesmal auf Gebote für Standorte in Niedersachsen (208 MW, 30 Zuschläge). Darauf folgt Schleswig-Holstein (179 MW, 20 Zuschläge) vor Nordrhein-Westfalen (127 MW, 11 Zuschläge).
Die schwache Beteiligung an der Ausschreibung für Windenergieanlagen an Land war angesichts der dem Marktstammdatenregister gemeldeten teilnahmeberechtigten Genehmigungen aus Sicht der BNetzA nicht zu erwarten. Die Regulierungsbehörde hatte das Ausschreibungsvolumen zu diesem Gebotstermin daher nicht reduziert.
Für den Bundesverband Windenergie (BWE) kommt die niedrige Beteiligung an der Wind an Land-Ausschreibung dagegen weniger überraschend. „Corona-Pandemie und der russische Angriff auf die Ukraine haben zu massiven Preis- und Zinssteigerungen geführt. Angesichts dieser Kostenexplosion entlang der gesamten Wertschöpfungskette ist der ausgeschriebene Höchstwert keine solide Basis für den Abschluss von Projekten“, kritisiert BWE-Präsident Hermann Albers das Ausschreibungsdesign. Zur Auffüllung der Ausschreibungsrunden fordert der BWE eine Anpassung des aktuellen Ausschreibungsrahmens an die Marktentwicklungen und den Deutschen Industriepreisindex. „Die fehlenden Projekte im verbrauchsstarken Süden - die wir seit Jahren beklagen - vergrößern die dort erkennbare Stromlücke weiter. Dass die dort verantwortlichen Landesregierungen hier nicht längst aktiv werden, ist inzwischen nur noch als politisches Versagen zu bewerten“, so Albers weiter.
Interesse an Ausschreibungen für Biomasse- und Biomethananlagen gering
Ebenfalls unterzeichnet waren die Ausschreibung für Biomasse- und Biomethananlagen. Bei einer ausgeschriebenen Menge von 286 MW im Bereich Biomasse wurden 100 Gebote mit einer Gebotsmenge von 101 MW eingereicht. Dabei entfielen zwölf Gebote mit 23 MW auf Neuanlagen und 88 Gebote im Umfang von 78 MW auf Bestandsanlagen.
Aufgrund der Unterzeichnung fand die endogene Mengensteuerung (nachträgliche Angebotsverknappung) beim Zuschlagsverfahren Anwendung. Das bedeutet, dass das Zuschlagsvolumen jeweils auf 80 Prozent des Volumens der zugelassenen Gebote für Neu- und Bestandsanlagen gekürzt wurde. Im Ergebnis konnten 69 Gebote mit einer Zuschlagsmenge von 78 MW einen Zuschlag erlangen. Die Gebotswerte der bezuschlagten Gebote reichen von 14,20 ct/kWh bis 17,96 ct/kWh. Elf Gebote mussten aufgrund von Formfehlern vom Verfahren ausgeschlossen werden. Regional betrachtet gingen fast zwei Drittel der Zuschläge an Gebote mit Standorten in Bayern (25 MW, 25 Zuschläge) und Niedersachsen (20 MW, 19 Zuschläge).
Zum zweiten Mal hat die Bundesnetzagentur eine Ausschreibung für Biomethananlagen durchgeführt. Dabei handelt es sich um Biogasanlagen, die ihr Biogas nicht vor Ort erzeugen, sondern an anderer Stelle eingespeistes Biogas zur Stromerzeugung nutzen. Anders als in der ersten Runde durften nur Gebote für Projekte mit erteilter Genehmigung eingereicht werden. Bei einem ausgeschriebenen Volumen von 152 MW sind lediglich zwei Gebote mit einer Gebotsmenge von 3,5 MW eingegangen. Beide Gebote konnten bezuschlagt werden. Die Standorte der geplanten Anlagen befinden sich in Baden-Württemberg.
Nächste Ausschreibungstermine
Die nächste Ausschreibungsrunde für Windenergieanlagen an Land findet am 1. Dezember 2022, die nächsten Ausschreibungsrunden für Biomasseanlagen und für Biomethananlagen finden jeweils am 1. April 2023 statt.
Quelle: IWR Online
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