Nachhaltiges Flugbenzin: Shell investiert in Biotreibstoffe von Lanzajet
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Skokie – Die Dekarbonisierung des Flugverkehrs gewinnt nach zögerlichem Start mittlerweile an Dynamik. Jetzt investiert auch Shell in Lanzajet, einem US-Hersteller von Biotreibstoffen für die Luftfahrtindustrie.
Lanzajet ist ein Spin-off des US-amerikanischen Biotech-Unternehmens Lanzatech und auf die Produktion von nachhaltigen Flugkraftstoffen auf der Basis von Ethanol spezialisiert. Der Kreis der Gründungsinvestoren erhält mit dem Beitritt von Shell ein neues Schwergewicht.
Lanzajet: Shell erweitert Investorenkreis – Skalierung der Produktion im Fokus
Der Energieversorger Shell schließt sich den Gründungsinvestoren in Lanzajet an. Zu dem Investorenkreis gehören bisher das Gründungsunternehmen Lanzatech, die Suncor Energy Inc., Mitsui & Co., Ltd. und in jüngerer Zeit British Airways sowie die Beteiligung von All Nippon Airways. Dabei verfolgt Lanzajet ein spezielles Konzept, die Skalierung der Biotreibstoff-Produktion rasant zu erhöhen. So erhält Shell, wie auch die anderen Investoren, zusätzlich zur anfänglichen Investition in Lanzajet in den kommenden Jahren die Möglichkeit, weitere Investitionen in den Bau größerer Produktionsanlagen zu tätigen, teilte Lanzajet mit. Mit dieser Politik zur zügigen Errichtung zahlreicher Alcohol-to-Jet-Anlagen (AtJ) könne die Luftfahrt laut Lanzajet das Klimaziel von Netto-Null-Emissionen erreichen.
Nachhaltiges Flugbenzin – Bau der weltweit ersten kommerziellen Produktionsanlage
Lanzajet baut derzeit die weltweit erste Alcohol-to-Jet-Anlage (AtJ) im kommerziellen Maßstab (Kapazität: 10 Mio. Gallonen pro Jahr) in Soperton, im US-Bundesstaat Georgia. Die Anlage „Freedom Pines Fuels“ soll schon 2022 in Betrieb gehen. Das Unternehmen Lanzajet wurde im Juni 2020 nach fast einem Jahrzehnt technologischer Entwicklung und kommerzieller Skalierung durch eine Partnerschaft von Lanzajets Gründer Lanzatech und der Forschungseinrichtung Pacific Northwest National Laboratory (PNNL) des US-Energieministeriums installiert. Das patentierte Lanzajet-Verfahren kann jede Quelle von nachhaltigem Ethanol für die Herstellung von Düsentreibstoff verwenden.
Biotreibstoffe im Flugverkehr: Technologie vor dem kommerziellen Durchbruch
Die Technologie von Lanzajet ist in einzigartiger Weise in der Lage, bis zu 90 Prozent seiner Kraftstoffe als SAF (Sustainable Aviation Fuel) zu produzieren, die restlichen 10 Prozent als erneuerbaren Diesel. Der nachhaltige Flugtreibstoff wird mit konventionellem fossilem Düsentreibstoff gemischt und über die bestehenden Versorgungswege an Flughäfen geliefert. Der SAF-Anteil ist variabel und darf bis zu 50 Prozent mit fossilem Düsentreibstoff gemischt werden. Das ist der von der internationalen Standardisierungsorganisation ASTM derzeit vorgegebene maximale Wert. Allerdings hatte Boeing jüngst angekündigt, dass die gesamte Boeing-Flugzeugflotte bis 2030 umgerüstet und die Flugzeuge dann zu 100 Prozent mit Biokraftstoffen fliegen können.
Es handelt sich bei dem neuen Biokraftstoff um einen Drop-In-Treibstoff, für den keine Änderungen an Triebwerken, Flugzeugen und Infrastruktur erforderlich sind. Laut Lanzajet reduziert der Biotreibstoff die Treibhausgasemissionen auf Lebenszyklusbasis um mehr als 70 Prozent im Vergleich zu herkömmlichem fossilem Düsentreibstoff. Grundlage für die Herstellung des umweltfreundlichen Ethanols ist der Fokus auf kohlenstoffarmen, abfallbasierten Quellen.
Britisch Airways will Ende 2022 ersten Biotreibstoff auf Flügen einsetzen – Lanzajet-Anlage auch in der EU geplant
Im Februar 2021 hatte British Airways seine Beteiligung an Lanzajet bekannt gegeben.Im Rahmen der Partnerschaft wird British Airways nachhaltigen Treibstoff auf der Basis von Ethanol vom US-Werk kaufen, der Ende 2022 auf den ersten Flügen eingesetzt werden kann. Des Weiteren ist vorgesehen, dass Lanzajet die frühzeitige Planung für ein potenzielles kommerzielles Werk für British Airways in Großbritannien aufnimmt.
Auch in der EU wird mit europäischen Partnern eine ATJ-Anlage von Lanzajet im Rahmen des Flite-Projekts (Fuel via Low Carbon Integrated Technology von Ethanol) gebaut. Die Anlage soll 2024 in Betrieb gehen.
Quelle: IWR Online
© IWR, 2021