Schweiz kann Biomasse-Nutzung verdoppeln
Birmensdorf, Schweiz - Nach dem Aus für den Neubau von Atomkraftwerken in der Schweiz gewinnt die Energiewende an Fahrt. Die Biomasse kann in der Schweiz für die zukünftige Wärme-, Strom- und Treibstoffproduktion eine große Rolle spielen. Wie hoch das Potenzial ist, wurde nun ermittelt.
Im Rahmen der in der Schweiz beschlossenen Energiewende wird die Stromerzeugung aus Kernenergie und fossilen Energieträgern verringert und durch erneuerbare Energien ersetzt. Forscher der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL haben nun erstmals das Energiepotenzial aus Biomasse ermittelt.
Biomasse - die unbekannte Größe in der Schweiz
Bisher war nicht bekannt, wie viel von jedem Biomassetyp es in der Schweiz gibt, in welcher Region mehr oder weniger anfällt und wie viel sich davon nachhaltig zur Energiegewinnung nutzen lässt. Dies herauszufinden war ein wichtiges Ziel eines Forschungsprojektes der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL im Rahmen des Schweizerischen Kompetenzzentrums für Bioenergieforschung SCCER Biosweet.
Beträchtliche Potenziale - regional unterschiedlich verteilt
Die Forschungsergebnisse ergaben, dass jährlich in der Biomasse schweizweit maximal 209 Petajoule (PJ) Primärenergie verfügbar sind, zum größten Teil im Waldholz sowie im Hofdünger. Dieser theoretische Wert entspricht etwa 58 Milliarden Kilowattstunden (kWh). Von diesen 209 PJ sind aber nur 97 PJ nachhaltig, also umweltverträglich und kostengünstig verfügbar. Denn einzelne Biomassen wie Wald- und Flurholz lassen sich – zum Beispiel in unzugänglichen Gebirgstälern oder auch an Straßen- und Bahnböschungen – nur zu hohen Kosten bereitstellen.
Größtes energetisches Biomasse-Potenzial bei Hofdünger und Waldholz
Relevant sind demnach die nachhaltigen Biomasse-Potenziale: Waldholz und Hofdünger haben am Gesamtwert von 97 PJ einen Anteil von 26 PJ beziehungsweise 27 PJ. Hinzu kommen die Biomassekategorien aus Abfall (Altholz, organische Anteile Kehricht, Grüngut aus Haushalt und Landschaft, organische Abfälle aus Industrie und Gewerbe, Klärschlamm und Restholz) mit zusammen 37 PJ und aus landwirtschaftlichen Nebenprodukten und Flurholz mit gut sieben PJ.
Doppelt so viel Energie aus Biomasse wie heute nutzbar
Die bereits heute energetisch genutzte Biomassemenge beträgt etwa 53 PJ pro Jahr. Den Ergebnissen zufolge ließen sich nachhaltig weitere 44 PJ aus Biomasse für energetische Zwecke nutzen, vor allem Hofdünger (+24 PJ), aber auch vom derzeit schon intensiv genutzten Waldenergieholz (+9 PJ). Hingegen werden die organischen Anteile im Kehricht abnehmen, weil sie zunehmend als Grüngut gesammelt werden. Die Vision des Kompetenzzentrums Biosweet, bis 2050 mit Biomasse 100 PJ pro Jahr zur Schweizer Energieversorgung beizutragen, erscheint bezüglich der im Inland nachhaltig zur Verfügung stehenden Ressourcen durchaus realisierbar, teilte die Schweizer Forschungsanstalt mit.
Quelle: IWR Online
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