Shell leitet Transformation zum Anbieter emissionsfreier Energieprodukte ein
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London – Nachdem die Transformation in der Stromwirtschaft schon fortgeschritten ist, kommt nun auch Bewegung in die konventionelle Öl-und Gasindustrie. Der Energiegigant Shell hat seine neue Strategie vorgestellt, um den Wandel zu einem Anbieter von emissionsfreien Energieprodukten und -dienstleistungen zu beschleunigen.
Shell mit seinen 16.500 Beschäftigten will bis 2050 ein Netto-Null-Emissions-Energieunternehmen sein. Das Ziel umfasst die Emissionen aus dem Betrieb und die Emissionen aus der Verwendung aller von Shell verkauften Energieprodukte. Die Aufgabe ist gewaltig, das Tempo moderat.
Shell: Höhepunkt der Ölproduktion überschritten – Produktionsrückgang erwartet
Shell hat heute die Einzelheiten vorgestellt, wie das Netto-Null-Emissions-Ziel des Energieunternehmens erreicht werden soll. Ausgangspunkt ist die Erwartung, dass Shell den Höhepunkt der eigenen Kohlenstoffemissionen bereits 2018 mit 1,7 Gigatonnen pro Jahr und den Öl-Produktions-Peak im Jahr 2019 erreicht hat. Für die Zukunft geht Shell von einer schrittweisen Reduzierung der Ölproduktion von etwa 1-2% pro Jahr aus, einschließlich Veräußerungen und natürlichem Rückgang.
Um das ausgegebene Dekarbonisierungs-Ziel zu erreichen, plant Shell zudem bis 2035 weitere 25 Mio. t Kohlenstoffemissionen durch den Einsatz von CCS-Technologien (Carbon Capture Technology) zu reduzieren. Derzeit ist Shell an drei Projekten zur CO2-Abscheidung und –Spreicherung mit einer Gesamtleistung von 4,5 Mio. t beteiligt, dazu zählen Quest in Kanada (bereits in Betrieb), Northern Lights in Norwegen (in der Umsetzung) und Porthos in den Niederlanden (geplant). Über naturbasierte Lösungen (NBS - nature-based solutions) will Shell bis 2030 jährlich 120 Mio. t CO2 einsparen.
Insgesamt folgt Shell einem übergeordneten Stufenplan, der eine Reduzierung der Netto-Kohlenstoffintensität um 6-8% bis 2023, 20% bis 2030, 45% bis 2035 und 100% bis 2050 vorsieht.
Altes Öl- und Gasgeschäft finanziert Investitionen in neue Wachstumsmärkte
Das Ziel von Shell ist es, zunächst bis Anfang der 2030er Jahre kohlenstoffarme Geschäfte in erheblichem Umfang aufzubauen. Das Upstream-Geschäft wird allerdings laut Shell weiterhin einen wichtigen Beitrag zur Energieversorgung liefern und dazu beitragen, das Geld und die Renditen zu generieren, die zur Finanzierung von Aktionärsausschüttungen erforderlich sind und gleichzeitig die Investitionen in die Wachstumsgeschäfte erst ermöglichen.
Im Zuge der neuen Strategie wird das Shell-Portfolio neu ausgerichtet und jährlich werden 5 bis 6 Mrd. USD in die sogenannte Wachstumssäule investiert. Das bedeutet 3 Mrd. USD für Marketing und 2 bis 3 Mrd. USD für erneuerbare Energien und Energielösungen. In den zweiten großen Bereich, die Überleitungs-Säule (Transition), fließen 8 bis 9 Mrd. USD, davon sind 4 Mrd. USD für den integrierten Gasbereich (LNG) und 4 bis 5 Mrd. USD für Chemikalien und Produkte. Die dritte große Säule bildet das Upstream-Geschäft mit rund 8 Mrd. USD jährlich.
Shell auf dem langen Weg zur Dekarbonisierung mit neuen Geschäftsfeldern
Shell plant zeitgleich mit der stufenweisen Dekarbonsierungs-Strategie das bereinigte Ergebnis von 4,5 Mrd. USD im Jahr 2020 auf 6 Mrd. USD im Jahr 2025 zu steigern. Zur Wachstumssäule zählt der Bereich „Marketing“, indem das Schmierstoffgeschäft, kohlenstoffarme Kraftstoffe (Biotreibstoffe) und die Elektromobilität gebündelt sind. Hier plant Shell u.a. das globale Elektrofahrzeugnetz von heute über 60.000 auf rd. 500.000 E-Ladestationen bis 2025 zu erhöhen.
Die Wachstumssäule beinhaltet zudem den Bereich „Erneuerbaren Energien und Energielösungen“. So plant Shell die Ökostromproduktion bis 2030 auf etwa 560 Mrd. kWh zu verdoppeln. Zudem will das Energieunternehmen eine führende Position im Wasserstoff-Sektor für die Industrie und den Schwerlasttransport einnehmen.
In der zweiten großen Säule Transition (Überleitung) will Shell die Marktführerschaft für Flüssiggas (LNG) durch selektive Investitionen bis Mitte des Jahrzehnts auf mehr als 7 Millionen Tonnen neue Kapazität pro Jahr steigern. In dem ebenfalls zur Transition-Säule zählenden Bereich „Chemikalen und Produkte“ soll die Zahl der Raffinerie-Standorte von 13 auf sechs reduziert und zu hochwertigen Chemie- und Energieparks umgewandelt werden. Die Produktion traditioneller Kraftstoffe wird laut Shell bis 2030 um 55 Prozent reduziert. Dagegen ist geplant, bis 2025 die jährliche Verarbeitung und das Recycling von Kunststoffabfällen auf 1 Mio. t hochzufahren.
Quelle: IWR Online
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