06.11.2014, 16:35 Uhr

Teslas Quartalszahlen lösen Bewertungs-Wirrwarr aus

Palo Alto, USA – Die Aufmerksamkeit für den US-Automobil-Hersteller Tesla ist derzeit groß. Tesla ist auch kein Autobauer wie jeder andere, denn das Unternehmen aus Kalifornien hat sich auf die Elektromobilität spezialisiert. Und die ist derzeit ein absolutes Trend-Thema. Mit ihren aktuellen Quartalszahlen hat Tesla nun ein undurchsichtiges Chaos von breit gefächerten Kommentaren und Bewertungen ausgelöst.

Die Pressestimmen reichen von "Tesla übertrifft die Erwartungen" (Wall Street Journal) über "Hiobsbotschaft trotz Absatzrekord" (Der Aktionär) bis zu "Tesla ist eine Glaubensfrage" (Handelsblatt). In der letzten Headline schwingt bereits mit, was auffällt: Offenbar gelten die üblichen harten Maßstäbe an die Geschäftszahlen und Prognosen für den im Trend liegenden Elektroauto-Hersteller nur bedingt.

Starker Absatz und Fortschritte für Gigafactory

Tesla hatte seine Zahlen in der Nacht zu Donnerstag (06.11.2014) nach Handelsschluss an den US-Börsen veröffentlicht. Das Unternehmen aus dem Silicon Valley, das von Star-Manager Elon Musk geführt wird, hat in Form eines „Shareholder Letters“ getan. Darin werden zunächst die Highlights des abgelaufenen Quartals präsentiert: Im Zeitraum Juli bis September hat Tesla beispielsweise die meisten Elektrowagen der Firmengeschichte ausgeliefert (7.785 Stück) und meldet auch den bislang absatzstärksten Tag innerhalb des abgelaufenen Quartals (907 Stück). Für das kommende Jahr 2015 erwartet der Hersteller ein weiteres Absatz- und Bestell-Wachstum um 50 Prozent für das aktuelle Model S. Auch zur geplanten „Gigafactory“ gibt Tesla einen Zwischenstand ab. Zusammen mit dem Partner Panasonic baue man am Standort in Nevada, der Beton für die Fundamente sei bereits gegossen worden. Dies dokumentiert auch ein in den Aktionärs-Brief integriertes Foto. Möglicherweise könne die Batteriezellen-Produktion 2016 bereits früher als ursprünglich geplant losgehen, so Tesla.

Umsatz steigt – Verlust auch

Beim Blick auf die Zahlen nach den US-Rechnungslegungsregeln GAAP zeigt sich, dass der Umsatz im dritten Quartal 2014 gegenüber dem Vorjahreszeitraum tatsächlich auf 851,8 Mio. US-Dollar extrem angestiegen ist. Im Vergleich zum dritten Quartal bedeutet das ein Plus von rund 97 Prozent (Q3 2013: 431,3 Mio. US-Dollar). Auch das zweite Quartal 2014 mit 769,3 Mio. US-Dollar wurde um rund elf Prozent deutlich übertroffen. Doch auch die Verluste sind dramatisch angestiegen. Der operative Verlust beträgt im abgelaufenen Quartal 39,1 Mio. US-Dollar und hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr um 28 Prozent erhöht (Q3 2013: -30,6 Mio. US-Dollar). Noch deutlicher ist die Entwicklung beim Nettoverlust. Der beträgt für den Zeitraum Juli bis September 2014 74,7 Mio. US-Dollar und hat sich damit gegenüber dem Vorjahr – ähnlich wie beim Umsatz – um satte 94 Prozent gesteigert (Q3 2013: 38,5 Mio. US-Dollar).

Prognose wird gekappt

Auch die Jahresabsatzprognose hat Tesla nach unten geschraubt. Die Produktion liege für das Gesamtjahr 2014 voraussichtlich bei etwa 35.000 Autos, erklärt Tesla in seinem Brief an die Aktionäre. Man erwarte, dass etwa 33.000 Autos ausgeliefert werden können. Das liege laut Tesla um 50 Prozent über dem Absatz des Vorjahres, aber auch um etwa fünf bis sieben Prozent unter den Schätzungen, die Tesla zuvor in diesem Jahr abgegeben hatte. Die Erwartungen für 2015 bleiben unverändert. Für das Schlussquartal 2014 erwartet Tesla sogar Gewinne. Der Gewinn je Aktie soll zwischen 0,30 und 0,35 US-Dollar pro Aktie liegen. Bei rund 125 Millionen ausstehenden Aktien entspräche dies einem Nettogewinn von etwa 37 bis 44 Mio. US-Dollar. Allerdings basieren diese Ziel-Kennziffern nicht auf den GAAP-Regeln, sondern werden als „non-GAAP“ gekennzeichnet.

Was macht die Aktie?

Die Aktionäre scheinen unschlüssig: Die Aktie von Tesla kletterte am Donnerstagmorgen nach der Veröffentlichung der Zahlen in der Spitze um mehr als fünf Prozent auf 197,50 Euro. Doch ab Mittag wurde das Papier auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und bewegte sich am frühen Nachmittag wieder auf Vortagesniveau. Doch inzwischen ist die Aktie erneut nach oben gesprungen und kostet derzeit 195,14 Euro. Das sind knapp vier Prozent mehr als am Mittwoch (Stand Do., 06.11.2014, 15:57 Uhr).

Die Analysten der Deutschen Bank haben inzwischen Medienberichten zufolge ihre Kaufempfehlung für Tesla bestätigt. Das Kursziel soll demnach bei 310 US-Dollar liegen. Trotz der Zahlen und Ankündigungen, die leicht hinter den Erwartungen lägen, bleibe die langfristige Perspektive unverändert, wird der Deutsche-Bank-Analyst Rod Lache bei Streetinsider.com zitiert.

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